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Veröffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum - Frosttro... (1957)
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Verölt. Ferdinandeum Innsbruck
Band 37,49-81 (1957)

Frosttrocknis an der Waldgrenze und in der alpinen Zwerg¬
strauchheide

auf dem Patscherkofel bei Innsbruck

Von Walter Larcher

Heuer sind es genau 25 Jahre, seit Pisek und Cartellieri anläßlich ihrer Unter¬
suchung des Wasserhaushaltes alpiner Zwergsträucher auf dem Patscherkofel bei Inns¬
bruck in 1920 m Meereshöhe knapp ober der natürlichen Waldgrenze eine schwach
nach Nordwesten geneigte Geländemulde ausfindig machten, die in mehrfacher Hinsicht
als Versuchsplatz besonders günstig erschien: Ein .dZpenrosenbestand mit den typischen
Vertretern des Rhododendretum besiedelt nämlich diese Mulde, in der sich während des
Winters eine mächtige Schneedecke staut, die vom ersten ausgiebigen Schneefall bis
wenigstens Mitte April liegen bleibt. In unmittelbarer Nachbarschaft überziehen aus¬
gedehnte Loiseleuria-Tejiipiche mit Empetrum hermaphroditum, Arctostaphylos Uva-Ursi,
Vaccinium uliginosum, mit Alectoria ochroleuca und verschiedenen Cetraria- und Cladonia-
arten die windgefegten, im Winter häufig aperen Rücken, die die kleine Mulde umrahmen.
Die Patscherkofelseilbahn wiederum, deren Bergstation einige Gehminuten von dieser
Stelle entfernt ist, schaffte die mit Instrumenten beladene Arbeitsgruppe rasch und
bequem an ihr Ziel.

Als ein paar Jahre später am Oberrand der Mulde eine kleine Hütte erstellt wurde,
die damals auch als Behelfslabor zu verwenden war und die heute dem Gärtner des
Alpengartens als Unterkunft dient, entstand ein fester Stützpunkt für eine ganze Reihe
von experimentell Ökologischen Unternehmungen an der Wald- und Baumgrenze.
Diese beschränkten sich nicht auf den Wasserhaushalt der wichtigsten Zwergsträucher
und Nadelhölzer (Pisek und Cartellieri 1933, Cartellieri 1935, Pisek, Sohm und
Cartellieri 1935), sie verschafften uns auch Kenntnis von der Assimilation und Atmung
dieser Pflanzen (Cartellieri 1935 und 1940, Pisek und Winkler 1958) und ihrer
Widerstandsfähigkeit gegen tiefe Temperaturen und Austrocknung (Pisek, Sohm und
Cartellieri 1935, Ulmer 1937, Pisek und Schießl 1947, Pisek 1950, Pisek und
Larcher 1954).

Was die Austrocknung betrifft, hatten schon Pisek und Cartellieri
(1933) festgestellt, daß die immergrünen Pflanzen der Zwergstrauchheide
im Sommer sogar nach ausnehmend strengen Trockenperioden keine
ernstliche Störung ihrer Wasserbilanz erkennen ließen. Eine solche kann
sie, wenn überhaupt, nur im ausklingenden Winter heimsuchen, wenn
sich die Blätter an Klartagen bei Besonnung kräftig erwärmen und das
verdunstete Wasser aus verschiedenen Gründen nicht genügend nach¬
geschafft wird. Einer der Gründe mag Bodenfrost sein, ein weiterer
Eisbildung in den Gefäßbahnen der Stämme und Zweige. Diese indirekte

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