/ 10 pages
Die Schlacht auf dem Lechfeld - Aus: Blätter für Heimatkunde ; 29.1... (1955)
Search


, Blätter- für Heimatkunde 29, Graz?

Die Schlacht auf dem Lechfeld

Von Heinrich Appell

Am 10. August 1955 jährt sich zum tausendsten Male ein epoche¬
machendes Ereignis der abendländischen Geschichte. Der Sieg über die
Ungarn auf dem Lechfeld, 1 Ottos des Großen glänzendste Waffentat,
die ihn der Kaiserkrone würdig erscheinen ließ, setzte den verheerenden
Raubzügen des magyarischen Reitervolkes, das* seit zwei Generationen
gleichzeitig mit den seegewaltigen Sarazenen und Wikingern das führer¬
lose, innerlich zerklüftete Erbe der Karolinger heimgesucht hatte, für
immer ein Ende. Die Ungarn gaben ihre nomadische Lebensweise auf,
nahmen mit dem katholischen Glauben die abendländische Gesittung an
und schufen nach ottonischem Vorbild ein selbständiges christliches
Königreich. 2 Im bedrohten südöstlichen Vorfeld des Reiches aber ent¬
standen die ottonischen Marken, deren wichtigste, die Ostmark an der
Donau, zunächst unter Burkhard, seit 976 unter dem Babenberger
Luitpold, und die karantanische Mark an der mittleren Mur, seit 970
unter Markward von Eppenstein, die Keimzellen der späteren Länder
Österreich und Steiermark werden sollten. 3

Die Auswirkungen der Schlacht beschränkten sich jedoch nicht auf die
Gestaltung des Donauraumes, sondern sie erstreckten sich ebenso sehr
auf die Stellung der damals noch jungen ottonischen Monarchie inner¬
halb der abendländischen Christenheit. Die innere Krise der Königs¬
herrschaft Ottos, die kurz zuvor ihren letzten Höhepunkt erreicht hatte,
durfte nun als endgültig überwunden gelten. Er hatte das Werk voll¬
endet, das sein Vater Heinrich I. so erfolgreich mit dem Sieg über die
Magyaren bei Riade im sächsisch-thüringischen Grenzgebiet (933) be¬
gann. Im Bunde mit der Kirche war das Haupt der neuen deutschen
Dynastie zum Retter und Schirmherrn der Christenheit emporgestiegen;
Ottos gesamte Politik, deren symbolisch-programmatischer Ausgangs¬
punkt die Thronerhebung zu Aachen gewesen war, gipfelte in der Er¬
neuerung des Reiches Karls des Großen. Dem Triumphator über die
Heiden oblag der Schutz der römischen Kirche, die Überwindung des
politischen Chaos in Italien erschien als seine gottgewollte Aufgabe, ihm
gebührte der Beiname des Großen und das Kaisertum. Mit anderen
Worten, die Schlacht auf dem Lechfelde hat wesentliche Voraussetzungen
für die deutsche Kaiserpolki ^^68r ^^<^imittelalters geschaffen. 4

Der Magyareneinfall de/^ahr^e^95^*^atte den christlichen Völkern
die Größe der von den I^de^>tf^|^anfiWbien drohenden Gefahr noch
einmal mit erschreckend kj£ De^^^^it StJr Augen geführt. Teilweise
im Einverständnis mit Ot\6|. inn^^utsc^n Gegnern, waren die Ungarn

39

UB INNSBRUCK

+C98102107