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Bericht ... über die von Professor Emil Stahlberger und den Berichte... (1877)
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a) Die Zuflüsse des obern Golfes und zwar insbesondere jene von Nor¬
den und Nordwesten. Hieher gehören in erster Linie der Po und die Etsch,
weiter die Brenta, Piave, Livenza, der Tagliamento, Jsonzo u. a.
Diese Gruppe liefert weitaus den grössten Beitrag an Stisswasser für das adria-
tische Meer.

b) Die Küstengewässer Italiens von Ravenna bis etwa Barletta.
Obwol in Bezug auf Mächtigkeit und Länge des Laufes von geringerem Belange,
als jene des früheren Gebietes, ist ihre Zahl eine erhebliche und es darf ihr
Einfluss nicht übersehen werden.

c) Die von Apulien kommenden Zuflüsse, welche kaum nennenswert
und überdies nicht ständig sind. Diese Uferstrecke südlich von Barletta kann
als die w asser ärmste von ganz Jtalien bezeichnet werden.

d) Die Küstenflüsse Albaniens, darunter "Wojutza, Ergent, Drin
und Bojana die namhaftesten. Dieselben sind auf eine kurze Strecke zusam¬
mengedrängt und kommen an Länge und Wasserreichhtum den grössten in der
Gruppe b. gleich.

e) Die Zuflüsse von dem dalmatinischen Ufer, an sich nicht un¬
bedeutend, wie die Narenta, Cettinje, Kerka und Zermagna. Da sio
aber auf eine • verhältnismässig grosse Uferstrecke vertheilt sind, erscheint Dal-
matien wasserärmer als Albanien.

Das Gesagte zusammengefasst, ist im grossen Ganzen der Zufluss von
Westen her weitaus reichlicher als jener von Osten, soferne man von Apulien
absieht. Gleich dem Festlaude leiden auch die Jnseln der Ostküste Mangel
an Süsswasser, welches sich die Bewohner fast überall durch Cisternen verschaf¬
fen müssen. Es wäre sohin zu erwarten, dass die ober seeischen Zuflüsse das
Wasser der dalmatinischen Canäle nur wenig anzusüssen im Stande seien.

Einer Quelle von Wasserzufuhr muss noch gedacht werden, welche haupt¬
sächlich dem nordöstlichen Theiie und zwar besonders dem Quarnero und
Quarnerolo etwa bis zur Jnsel Arbe eigen, und von solch merkbarer Ein¬
wirkung ist, dass deren Erwähnung geboten erscheint. Jn den bezeichneten Ge¬
bieten ist nämlich das Einmünden von Quellen am Meeresgrunde nachweisbar,*)
deren in dem Werke der Quarnerische Golf von Dr. M. R. Lorenz" sowie in unse¬
rem Bericht für 1875 (II. Bericht) erwähnt wurde. Für das Entstehen derselben
dürfte der bekannte eigenthümliche Bau des Karstgebirges genügende Aufklä¬
rung bieten.

Bezüglich der Niederschlagsverhältnisse sei hervergehoben, dass
im Sommer nur wenig Regen fällt, und der Wassergehalt der meisten Flüsse in
dieser Jahreszeit daher ein spärlicher ist. Häufigere und ausgiebigere Nieder¬
schläge treten in den übrigen Jahreszeiten, besonders aber im Herbste auf.

Jn unverkennbarem Zusammenhange mit den Jahreszeiten und Nieder¬
schlagsverhältnissen steht die Richtung der vorherrschenden Winde. Jm
Sommer, bei schönem Wetter sind nördliche Winde, mit der Mittelrichtung
NW am häufigsten; doch weichen dieselben an der Ostküste im Laufe der Nacht
östlichen Landbrisen. Auch unter der italischen Küste, zumal an deren gebir¬
gigen Theilen, ist der Landeinfluss auf die Windrichtung sehr merklich. Während
des Herbstes, Winters uud Frühjahres tritt häufig der SE auf. Der-

*) Es sei übrigens darauf hingewiesen, dass unsere im Canale von Lesina gemachten Beobachtun¬
gen 1874 (Vergl. I. Bericht) das Auftreten von Grundquellen auch dort nicht ausschliessen.