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Bericht ... über die von Professor Emil Stahlberger und den Berichte... (1877)
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selbe ist regenbringend und' erzeugt hohe See. Eine Ablenkung, welche ähnlich
wie beim NW im Zusammenhange mit der Tageszeit stünde, lässt sich kaum
erweisen. Jm "Winter macht sich neben dem SE, der NE (Bora) am meisten
geltend. Oft von langer Dauer, kalt und trocken, ist er im Golfe von Triest,
bei Zengg, Sebenico, Makarska, Cattaro und im Golfe von Drino
am heftigsten, weht gegen das italische Gestade und bildet daselbst die mit
hohem Seegange verbundene und gefürchtete Traversia. Zuweilen weht die Bora
mit grosser Heftigkeit auch im Herbste und Frühjahre, ja selbst im Sommer. —
Von geringerer Wichtigkeit sind endlich der W und SW. Kurz andauernd, je¬
doch manchmal heftig, bringen diese Winde häufig Gewitter mit sich, und sind
für Kheden, wie Fiume, Triest ect. nicht ungefährlich.

Auf den Verlauf der Reise übergehend, dürften an der Hand der
Skizze „Tafel I." nachfolgende kurze Andeutungen genügen.

Die Fahrt wurde am 3. August 1876 bei ganz vorzüglichem Wetter von
Fiume aus begonnen, und Dampfer Deli erreichte noch desselben Tages den
Hafen von Pola. Am 4. verliessen wir den Ankerplatz und machten die Tra¬
versade von Pola nach Venedig. Der 5. August wurde zur Einschiffimg von
Material and Kohle benützt und nachts von Venedig ausgelaufen. Am 6. abends
erreichte Deli Ancona. Die Fahrt verlief bis zu diesem Tage ohne besondere
Vorkommnisse und das Wetter hielt sich bei sehr grosser Hitze vortrefflich..

Jm Laufe des 7. August trat jedoch sehr heftiger N und NE ein und
zwang uns zum unthätigen Verbleiben in Ancona. Erst am 11. erschien uns das
Auslaufen rathsam und nahm die Dampfyacht Curs nach der der italischen
Küste unweit Monte Gargano vorliegenden kleinen Jnselgruppe Tremiti. Schon
im Laufe des Nachmittags frischte der bis dahin massige Wind stetig auf und
nahm der Seegaug erheblich zu. Während der Nacht trat dann entschieden stür¬
misches Wetter ein, weshalb es uns erst am 12. morgens gelang, den Anker¬
platz von Tremiti zu erreichen. Schwere See und andauernder sehr heftiger
NNE hielten uns bis 13. August auf der Rhede fest, welche wir erst an diesem
Tage bei schwächerem Winde, aber bei hoher todter See verliessen, um abends
Bari zu erreichen.

Der 14. August wurde zur Ergänzung des Kohlenvorrathes, Reinigung
des Schiffes, und zur Erholung der Bemannung verwendet; am 15. endlich mit
Curs gegen Brindisi zeitlich morgens ausgelaufen. Das Wetter war günstig und
wir gelangten bei guter Zeit in den in Aussicht genommenen Hafen. Den 16.
und 17. zwang uns frischer NW, in Brindisi zu verweilen, nachdem ein am
letztgenannten Tage gemachter Versuch, die Traversade nach Albanien auszu¬
führen, in Folge heftigen Windes und Seeganges misslungen war. Erst am 18.
August waren die Witterungsumstände derart, dass wir den Golf kreuzen und
noch desselben Tages (abends) auf der Rhede von Aulona vor Anker gehen
kounten.

Am 19. August nachmittags liefen wir nach einer stürmischen Fahrt,
welche uns die Beobachtungen auf der Linie Ancona-Durazzo zu restrijigiren
zwang, den letztgenannten Ort an, verblieben dort bis 20. abends, benützten
dann die eingetretene Wind- und Seestille, um im Laufe der Nacht und des
nächsten Tages bis Gravosa, am 22. bis Orebic und am 23. bis Lesina
vorzurücken. Die Absicht, von letztgenanntem Orte, zur Gewinnung einer Beob¬
achtung in der Axe der Adria, nach der Jnsel Lissa zu gelangen, wurde durch
mittlerweile aufgetretenen SE vereitelt. Am 24. langten wir in Sebenico an,