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Bericht ... über die von Professor Emil Stahlberger und den Berichte... (1877)
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ten und befestigten Brioni'schen Inseln, welche die grosse Rhede von Fasana
gegen Südost decken. — Die Süsswasserzuflüsse sind an der istrischen Küste
von geringerer Bedeutung, als an der italischen, woselbst sie nicht nur, wie ein
Blick auf die Lagunenkarte zeigt, auf die Bildung und Beschaffenheit der Küste,
sondern wol auch auf die Gestaltung des angrenzenden Meeresbodens von be¬
stimmendem Einfluss geworden sind. Man findet eine allmälige Zunahme der See¬
tiefe gegen Süd und Ost; der Boden bildet somit die einförmige und stetige Fort¬
setzung der friaulischen und venetianischen Ebenen. Im Golfe von Triest zeigt
das Loth 10-12 Faden, während im ganzen Gebiete auch die grössten Tiefen
20 Faden nicht erreichen. Einschnitte oder Rinnen von einigem Belange treten
nirgends auf. — Unter den herrschenden Winden sind die Bora, der Südost
und der Nordwest hervorzuheben. Erstere schwankt in ihrer Richtung, je nach
der Örtlichkeit, zwischen NNE und ENE und weht am häufigsten und mit
besonderer Heftigkeit im Winter und im Frühjahr. Der Golf von Triest ist
hiebei am meisten exponirt, während die istrische Küste zwischen Porer und
Salvore den Schiffern sicheren Schutz gewährt. Das Eintreten bei hohem Baro¬
meterstande und ohne jene warnenden Anzeichen, welche auch den fremdländi¬
schen Seeleuten verständlich wären, macht diesen trockenen und kalten Land¬
wind sehr gefürchtet. Der hohe Luftdruck im Vereine mit dem mechanischen
Stosse des Windes bewirkt eine Depression des Meeresspiegels im Golfe von
Triest und an der istrischen Küste. — Der Südost, Scirocco genannt, tritt in
der Regel bei niederem Barometerstande und bewölktem Himmel ein. Er führt
sehr feuchte Luft und erzeugt bedeutenden Seegang, da er die Adria in ihrer
ganzen Länge von Corfu aufwärts bestreicht. Bei lang anhaltenden südlichen
Winden entsteht eine namhafte Elevation des Meeresspiegels. Tritt noch eine
Springfluth hiezu, so werden sogar manchmal die niedersten Theile der Städte
Venedig und Triest überfluthet. — Der Nordwest oder Maestral ist charakte¬
ristisch für das schöne, stabile Sommerwetter. Er weht meistens nur während
des Tages irisch, und artet selten zu einem der Navigation gefährlichen Sturme
aus. Die Entstehung desselben scheint mit jener der täglichen Land- und See¬
winde im Zusammenhange zu stehen. Die Südwest-Winde sind seltener und
kürzer andauernd, aber oft nicht ungefährlich. — Ebbe und Fluth bewirken
eine mittlere Niveau-Schwankung von nahezu 1", welche für die in der Adria
herrschenden Verhältnisse nicht unbedeutend ist. In den Lagunen, deren grosse
Wasserfläche nur durch enge Strassen mit der Hochsee in Verbindung steht,
verursachen die Gezeiten wechselnde Strömungen, die nicht nur in nautischer,
sondern auch in physikalischer und klimatologischer Beziehung wichtig erscheinen.
Der östliche Theil des Nordbeckens, in seinem Complexe Quarnero"
genannt, hat grösstentheils hohe und steile Küsten, daher auch nur geringe
Süsswasserzuflüsse. Unter diesen ist wol die Fiumara (Reöina), welche bei Fiume
mündet, am wichtigsten. — Zwei Inselreihen, und zwar einerseits Cherso und
das durch Schiffbau und Rhederei ausgezeichnete Lussin, welche nur durch eine
überbrückte, für grössere Fahrzeuge nicht befahrbare Enge von einander ge¬
trennt sind, dann andererseits Veglia, Pervicchio, Arbe, Pago neben vielen
kleineren Eilanden und Klippen, sondern den südlichen Theil des in Rede
stehenden Gebietes in drei Wasserstrassen: den südwestlichen Quarnero*), den

*) Um eine präcisb Ausdrucksweise zu erzielen, wird im Folgenden der Name Quarnero" nur für
diesen südwestlichen Theil angewendet.