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Atempause - Feminismus als demokratisches Projekt - [Auszug] (1999)
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In den Essays dieses Bandes setzt sich Ute Gerhard mit dem Feminismus
in Deutschland auseinander. Dabei diskutiert sie nicht nur kritisch die
Frage, wie es um die neue Frauenbewegung heute steht, sondern auch
die immer wieder unterbrochenen Traditionslinien und unerledigten
Anliegen der historischen Frauenbewegungen des 19. und beginnenden
20. Jahrhunderts. Es gilt hervorzuheben, daß Frauen immer wieder als
Schrittmacherinnen demokratischer Verhältnisse und Expertinnen einer
zivileren Gesellschaft aktiv geworden sind. Erinnert und bearbeitet wer¬
den müssen aber auch politische Versäumnisse auf Seiten der Frauen.

Themen sind neben dem Überblick über die verschiedenen Phasen
der Bewegung u. a. die internationalen Beziehungen und persönlichen
Freundschaften der alten Frauenbewegung, die Frauenpolitik seit 1945,
Unrechtserfahrungen und Rechtsverständnis der neuen Frauenbewe¬
gung, die Jahrhundertdebatte um den Paragraphen 218, die Generatio-
nenkonflikte in der Frauenbewegung oder die Bedeutung der aktuellen
internationalen Kampagne »Frauenrechte als Menschenrechte«.

Feminismus bezeichnet also sowohl die sozialen Bewegungen der
Frauen als auch eine politische Theorie, die Idee, daß die Moderne
unvollendet, die Demokratie unvollständig bleibt, solange Frauen nicht
als Bürgerinnen gleiche Anerkennung und Teilhabe erfahren. Allein
aus diesem Grund ist entgegen allen Unkenrufen und politischer Klein¬
mütigkeit davon auszugehen, daß der Feminismus gegenwärtig nur eine
Atempause eingelegt hat.

Ute Gerhard, geboren 1939, studierte Rechtswissenschaften, Geschichte
und Soziologie. Seit 1987 ist sie Professorin für Soziologie mit dem
Schwerpunkt Frauenforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Uni¬
versität in Frankfurt am Main. Ute Gerhard ist Direktorin des inter¬
disziplinären Zentrums für Frauenstudien und die Erforschung der
Geschlechterverhältnisse in Frankfurt und veröffentlichte zahlreiche
Beiträge und Bücher zu Frauenbewegung und Frauenrechten, femini¬
stischer Theorie und Sozialpolitik. 1997 wurde ihr der Hessische Kul¬
turpreis für Wissenschaftsvermittlung'verliehen.

Ute Gerhard

Atempause

Feminismus als
demokratisches Projekt

Fischer Taschenbuch Verlag