Die Blockgletscher - eine besondere Moränenform?
Norbert
Gerhold
Aus der Dissertation „Zur Glazialgeologie der westlichen ötztaler Alpen",
Innsbruck 1964
Was wären unsere herrlichen Berge ohne die gewaltige Gletscherwelt? Unauf¬
hörlich ist das Eis am Werk, hobelt den Untergrund ab und trägt den Schutt
der Bergflanken zu Tal — jedem Bergsteiger sind die Ablagerungen der gro¬
ßen Gletscher ein Begriff: Vorne wird die Stirnmoräne zusammengeschoben, die
sich seitlich in den oft sehr hohen Ufermoränen nach hinten fortsetzt; inner¬
halb bleibt beim Gletscherrückzug eine Moränendecke liegen, in der sich
Grund- und Oberflächenmoräne vereinigen.
Durchwandern wir unsere Bergwelt mit offenen Augen, so treffen wir be¬
sonders in den kleinen Karen immer wieder auf gletscherartige Gebilde, die
aber, zumindest oberflächlich, nur aus Schutt bestehen. Häufig stehen diese
eigenartigen Ablagerungen mit uns schon vertrauten Moränenformen in Zu¬
sammenhang, ja manchmal liegen sogar Gletscher im Einzugsbereich. Da das
Aussehen stark an Gletscher erinnert, aber neben Feinmaterial besonders Fels¬
blöcke die Strukturen bilden, spricht man von „Blockgletschern". Zur Illustra¬
tion siehe die Abbildung 1. Auf diesem Luftbild sieht man den Blockgletscher
in der Kühgrube, westlich des Gepatschhauses. Deutlich heben sich die Ge¬
steinswülste ab; der Gletscher hinten ist seit 1850 ganz abgeschmolzen. Die
Blockgletscher können etwa so beschrieben werden: „Blockgletscher sind Schutt¬
massen mit gletscherähnlichem Aussehen, die mit einer steilen Böschung vom
umliegenden Gelände abgesetzt sind. Die Oberfläche ist durch Rücken und Grä¬
ben (Mulden) gegliedert. Der Schutt ist oft überwiegend grobblockig; manch¬
mal herrscht jedoch weithin das Feinmaterial vor. Die Mächtigkeit (
=
Dicke)
beträgt etwa 5 bis 50 Meter. Breite und Länge variieren sehr stark. Felsige
Hänge sind das Einzugsgebiet. Bei der Bildung der Blockgletscher ist Eis be¬
teiligt."
Zur Klärung der Blockgletscherfrage dienten zahlreiche Vorkommen im
Kaunergrat, die im Glockturmkamm, in den Nauderer Bergen und einem Teil
von Langtaufers. Die Abbildung 2 gibt eine Übersicht über das bearbeitete Ge¬
biet. In drei Karten wurde das Ergebnis festgehalten. Als kartographische
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