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Unveröffentlichte Sagen aus dem Ötztal - Tir... (1970)
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Georg Beinhaupt vulgo Beinkopf — Desertion
und Betrug — 3 Jahre,

Franz Praulea — Raub, Desertion, Komplott¬
stiftung — 10 Jahre,

Giovanni Martini — Raub — 10 Jahre.

Der Festungskommandant Oberstleutnant Mer-
candin äußert am Schluß seines Verzeichnisses über
die Festungs- und Schanzarbeitssträflinge, das er
am 30. April 1856 abfaßte, folgende Bemerkungen:

Besondere Erleichterungen genießen nur jene po¬
litischen Sträflinge, welche denselben a. h. Erlässen

„Tiroler Heimatblätter"

Heft 4/6

zugestanden wurden. Das Spazierengehen inner¬
halb der Werke (Basteien) ist den Sträflingen par¬
tienweise durch eine halbe Stunde gestattet. Bücher
unbedenklichen Inhalts, Rechentafel und Griffel
werden ihnen gereicht, auch können dieselben zur
Verbesserung ihrer Lage täglich 1 Gulden aus eige¬
nem Vermögen aufwenden.

1865 wurde dann Kufstein als Staatsgefängnis
aufgelassen, die Sträflinge wurden in andere Ge¬
fängnisse überführt (u. a. Theresienstadt), die
Schanzsträflinge kamen nach Schloß Hochlaibach.

Unveröffentlichte Sagen aus dem ötztal

Zusammengestellt und ausgewählt von Hans Haid

Bis zum Jahre 1963, also bis zum Erscheinen
des „ötztaler Buches" im Rahmen der Schlern-
Schriften, galt das ötztal als arm an Sagen. Im
ötztaler Buch" hat Christian Falkner, geboren
in Sölden, Pfarrer in Thaur bei Innsbruck, insge¬
samt 102 Sagen aus dem ötztal veröffentlicht, die
er selbst in Jahrzehnten mühsamer Arbeit im ötz¬
tal gesammelt hat. Damit ist der reiche Schatz an
ötztaler Sagen zum ersten Mal und umfassend den
ötztalern und der gesamten Öffentlichkeit zugäng¬
lich gemacht worden.

Zu diesen 102 Sagen, die Pfarrer Falkner ver¬
öffentlicht hat, kommen noch die 13 Sagen aus
dem ötztal, die Karl Paulin in „Die schönsten
Sagen aus Nordtirol" veröffentlicht hat. Weitere
Sagen wurden in den Sammlungen von Heyl,
Zingerle, R. v. Alpenburg, Beda Weber veröffent¬
licht, so daß die Zahl der bisher veröffentlichten
Sagen aus diesem Tal die erstaunliche Anzahl von
mehr als 120 erreicht hat.

Aus der reichen und umfassenden Sammlung
von Pfarrer Falkner sind einige Sagen aber noch
nicht veröffentlicht. Er hat mir in dankenswerter
Weise seine gesamte Sammlung zur Auswahl und
Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

Eine Sammlung von Sagen aus dem ötztal fand
ich vor Jahren in den Schriften meines Urgroß-
onkels Johannes Stippler, des späteren Kanonikus
von Brixen. Johannes Stippler hat in seinem Heft¬

lein „Notizen" diese Sagen um 1850 aufge¬
schrieben.

Zuerst sollen einige Sagen aus der Sammlung
Falkner folgen.

1. Verhexte Kühe

Im Grüne (Zwieselstein) trieb eine Bäurin das
„Küble". Schon fast drei Stunden trieb sie, aber es
wollte nicht buttern. Nachbarinnen rieten ihr, sie
solle Weihbrunnen in das Butterkübl schütten und
wenn das nichts nütze, solle man eine Sense glü¬
hend machen und diese in den Rahm stecken und
dabei beten. Dann müsse der böse Geist aus dem
Rahm und gleich werde es Butter geben. Die
Bäuerin tat nach diesem Rat, aber es half alles
nichts. Darauf ging der Bauer zum Kuraten nach
Sölden. Der dachte gleich, daß der böse Geist in
der Kuh sei, von der die Milch komme. Am näch¬
sten Tag, morgens, ging der Kurat nach Zwiesel¬
stein und las im dortigen Kirchlein die hl. Messe.
Hernach ließ er sich in den verhexten Stall führen.
Dort besprengte er den ganzen Stall. Als er zur
schwarzen Kuh ging und sie mit Weihbrunnen an¬
spritzte, fing diese an furchtbar zu lien (muhen),
sie riß verzweifelt an der Kette und legte sich
schließlich nieder. Als der Priester die Gebete
gesprochen und geweihte Kräuter in den Bar¬
ren gelegt hatte, wurde die Kuh ruhiger. Der Ku-