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Flachsverarbeitung in Umhausen vor 100 Jahre... (1972)
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„Tiroler Heimatblätter"

Heft

für Geschichte des neuen Deutschland, Stuttgart 1966,
S. 400

29 Raimund Klebelsberg, Innsbrucker Erinnerungen
1902—1952 (Schlern-Schriften 100), Innsbruck 1953,
S. 126

30 Festschrift 25 Jahre Alpinia, Innsbruck 1965, S. 15

31 Klebelsberg, a.a.O., S. 226

32 s. dazu: Nikolaus Grass, I. Ph. Dengel, a.a.O., S. 142

33 s. dazu: Wilhelm Baum, Ein Leben für die Tiroler
Wissenschaft. Geschichtsforscher und akademischer Leh¬
rer Univ.-Prof. Dr. Hans Kramer zum „Fünfundsech¬
ziger", in: Tiroler Nachrichten Nr. 179/1971, S. 5

34 s. dazu: Wilhelm Baum, Nikolaus Grass — Mitglied
der Akademie der Wissenschaften, in: Tiroler Nachrich¬
ten, Nr. 121/1970, S. 5

Flachs Verarbeitung in Umhausen vor 100 Jahren

Von Hans Haid

Aus einem Brief des Anwalts Scheiber von Um¬
hausen, geschrieben um 1860, gerichtet an Alois
Köfler in Silz. Das Original dieses Briefes befindet
sich bei Johann Josef Köfler, Wagnermeister zu
Umhausen.

„An Herrn Alois Köfler k. k. Steueramtscon-
trolor und Kommissär des landwirtschaftlichen
Filialvereines zu Silz.

_ Zu folge Ihrer mir hochwerthesten Zuschrift von
17. d. Monats habe ich nun die Ehre Ihnen über
den hierortigen Flachsbau verläßliche Aufklärung
zu ertheilen.

Um einen schönen langen Flachs erzeugen zu
können ist vor allem nothwendig man wähle hiezu
einen zuträglichen Boden (Neubruch), welcher 6 bis
8 Jahre Gras getragen hat. Man wechselt auch zu
4 Jahren, je nachdem der Boden noch grashältig
ist. Durchschnittlich bestehet der Fruchtwechsel in
10 Jahren: 5 Jahre zu Heu, 3 Jahre Flachs und

( zwar einmal zu Neubruch, einmal auf Acker oder
Haberfeld, welches im vorigen Jahr gleich nach
dem Flachsziehen bereitet wird, und einmal auf

, Erdäpfelacker. Ein Jahr wird Gerste gebaut und
das letzte oder 10. Jahr Roggen.

Der Säumen soll lang und mager aussehen, am
kleineren End ein spitzes Hagl haben und nach
3 Jahren gewechselt werden. Von Osten und ötzer-
mühl taugt er für Umhausen am besten, so wie
auch der Umhauser Samen in Bayern sehr beliebt
ist.

Nun folgt die Beschreibung Über Anbau und
Bearbeitung des Flachses bis zum Verkaufe der
Faser. Der Neubruch wird 3 Zoll tief umgepflügt,
die Furchen in Ordnung gebracht, dann gehaut und
abgeschollt, sonach gesäet, der Saamen 1 Zoll tief
eingehackt — im Inntale wird der Saamen blos

eingeegt, daher das buschichte aufgehen des¬
selben — hernach erst geegt, mit Rechen (Risnern)
abgemacht und die Wurzeln vom Acker entfernt.
Auf einem Acker von 64 Latten a ll 1 ^ Klafter
groß, säet man gewöhnlich ein Star gut gesäuber¬
ten Lein. (Anm.: 1 Star hat 8 Metzen.)

Gleichwie die Pflanze 2 Geschösser- oder die
Höhe von 12 Zoll erreicht hat, wird gejätet,
d. h. der Flachs wird vom Unkraute gereinigt, ge¬
wöhnlich dauert das Jeten 46 Wochen, noch ehe
vor der Flachs die Blüte erreicht, muß vom Jeten
abgelassen werden oder selbes darf nur stehend
mehr geschehen.

Bei einer großen Trockenheit wird der Flachs
schon so bald er obige Länge erreicht hat, nämlich
12 Zoll, schonend schnell mittelst einer Vorrich¬
tung von Reisern bewässert, das Wasser darf nicht
anhaltend auf dem Acker liegen bleiben, sondern
es muß so viel möglich schnell vom selben ab¬
fließen, nur so bald der Flachs anfängt zu blühen,
bis zur ersten Reife, soll er sozusagen im Wasser
stehen.

Sobald die Kapseln sich gebildet und der Flachs
anfängt gelb zu werden, wird er gezogen, verspürt
man aber dabei eine Krankheit z. B. Wildtau, Rost
oder Fäule etc. so geht die Ziehung desselben auch
früher vor sich, fast durchgehends aber zu Jakobi.
Von dann an muß immerfort daraufhin Bedacht
genommen werden, daß der Flachs in Ordnung ge¬
halten werden, schon wie er vom Boden getrennt,
wird die Erde von Wurzeln abgeschlagen, die
Wurzeln in die Ebene gebracht, in kleine Bund
(2 Handvoll) zusammengebunden und hernach 2
und 2 solche Bund kreuzweise an Sprisselstangger
aufgeschichtet; ungefähr 14 Tag oder länger bleibt
er an Stanggern, dann wird er von dort abgenom-