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Fremdenverkehr an der Höhensiedlungsgrenze ... (1960)
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Hambloch: Fremdenverkehr an der Höhensiedlungsgrenze 207

Fremdenverkehr an der Höhensiedlungsgrenze
Ein Beispiel aus den Ötztaler Alpen

Von Hermann Hambloch , Münster/Westf.
Mit einer Karte

Das starke Anwachsen des Fremdenverkehrs gibt vielfach Anlaß zu
geographischen Analysen. Die Struktur der Fremdenverkehrsorte, ihre
„Kapazität" und die jahreszeitliche Verteilung des Besucherstromes hat
Hahn 1 ) in einer umfassenden Studie für das Bundesgebiet behandelt. Der
Einzugsbereich der Orte dagegen ist sehr viel schwieriger zu erfassen, hier
werden die Auskünfte der Statistik mangelhaft. Vor allem findet auch die
natürliche Ausstattung der Erholungsgebiete weniger Beachtung, soweit
nicht Heilquellen u. ä. viele Kurorte in ihrer Lage überhaupt erst bedingen.
Die landschaftliche Schönheit in ihrer unterschiedlichen Ausprägung ist für
alle Fremdenverkehrsorte zur selbstverständlichen Voraussetzung geworden.
Jedoch bekommen die physiogeographischen Bedingungen für den Frem¬
denverkehr eine besondere Bedeutung dort, wo die Grenze menschlichen
Wohnens erreicht ist. Das ist einerseits an den Küstenlinien der Fall, und
der Entwicklung maritimer Heilbäder hat Niemeier 2 ) bereits eine eigene
Untersuchung gewidmet. Die folgenden Betrachtungen befassen sich dage¬
gen mit der Höhengrenze der Oekumene und einem Beispiel für die Be¬
deutung der physiogeographischen Schranken bei der Entwicklung hochge¬
legener Fremdenverkehrssiedlungen in den Ostalpen.

Es gibt wenige Orte, die mit der Absicht geplant und angelegt worden
wären, dem Fremdenverkehr zu dienen. Fast immer erfolgt der Ausbau des
Erholungsgewerbes sekundär in Anlehnung an bestehende Siedlungen,
deren Existenz also erste Voraussetzung ist. Die großen globalen und
klimaregionalen Grenzen der Oekumene, die dem siedelnden und wirt¬
schaftenden Menschen gesetzt sind, spielen freilich für die Betrachtung
der Grenzen des Fremdenverkehrs keine Rolle. Anders die Höhengrenze,
die einen ausgesprochen lokalen Charakter hat, indem sie nur isoliert, an
die Hochgebirge gebunden, auftritt und überdies innerhalb eines Gebirges
starken Schwankungen unterworfen sein kann. Daher ist es zwar leicht,
für einzelne Talschaften, günstig exponierte Hänge oder geschützte Mulden
in den Gebirgen die jeweils höchsten Siedlungen anzugeben; indessen macht
die Kartierung der Siedlungsgrenze für größere Gebiete schon methodische
Schwierigkeiten, mit denen viele Veröffentlichungen aus der Ratzelsctien

1) H a h n , H.: Die Erholungsgebiete der Bundesrepublik. — Bonn 1958. = Bonner
geogr. Abh. 22.

2) Niemeier, G.: Entwicklung zu maritimen Heilbädern. Zur Wirtschafts- und

Sozialgeographie der Ostfriesischen Inseln. In: Gemeinschaft u. Politik. 2, 1958, H 8.
S. 7—20.