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Acta Physica Austriaca 27, 271-274 (1968)
Pb-210-Methode zur Datierung von Eis eines alpinen
Gletschers*
Von
W. Ambach und H. Eisner
Physikalisches Institut der Universität Innsbruck
Zusammenfassung
Es wird gezeigt, daß die Pb-210-Methode auch an temperierten Gletschern
zur Datierung von Eisproben angewendet werden kann. Auf Grund der Halb¬
wertszeit von etwa .20 Jahren sind Datierungen einer Zeitspanne bis zu etwa 150
Jahren möglich.
Einleitung
Zur Datierung von Gletschereis durch Anwendung des radioaktiven
Zerfallsgesetzes sind bisher drei Methoden bekannt geworden: die
C-14-, die Si-32- und die Pb-210-Methode.
C-14 findet man im CO
2
der Luftblasen, die im Gletschereis einge¬
schlossen sind (L. K.
Coachman,
[1]). Zur Datierung einer Eisprobe
wird etwa eine Tonne Eis im Vakuum geschmolzen und das CO
2
aus der
entweichenden Luft extrahiert (D. C.
Nutt
und P. F.
Scholander,
[2]). Wegen der langen Halbwertszeit von etwa 5700 Jahren ist die
C-14-Methode bisher nur an sehr alten Eisproben angewendet worden.
Die Si-32-Methode ist von den erwähnten Methoden die jüngste
(W.
Dansgaard
et al., [3]). Si-32 wird in der Atmosphäre durch die
kosmische Strahlung hauptsächlich bei Spallationsprozessen erzeugt
und gelangt durch Bindung an Aerosole in den Niederschlag. Die
Halbwertszeit von Si-32 beträgt etwa 500 Jahre. Zur Datierung
einer Probe müssen etwa drei Tonnen Eis geschmolzen und im Feld
chemisch präpariert werden (H. B.
Clausen
et al., [3]).
Das Pb-210-Nuklid ist ein Glied der natürlichen Uran—Radium-Zer¬
fallsreihe (Ra-D) und hat eine Halbwertszeit von etwa 20 Jahren. Zur
Anwendung dieser Methode genügen Proben von nur 1 bis 10 kg.
Die Pb-210-Methode
Auf die Anwendbarkeit der Pb-210-Methode zu Datierungszwecken
wurde bereits früher von
Goldberg
und
Vickers
hingewiesen (E. D.
* Vortrag, gehalten auf der Herbsttagung der Österreichischen Physikalischen
Gesellschaft in Innsbruck, 1967.
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