SONDERABDRUCK
aus
den
Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft e.
V.
XLII. Jahrgang 1952
(ausgegeben am 1. Dezember 1952)
Die Lebensweise und Veränderlichkeit
von Orodemnias cervini Fall.
Beobachtungen vom Nordtiroler Fundpi
(Lepidoptera, Arctiidae).
Von
Karl Burmann .
. Eine der interessantesten Lepidopteren des Nordtiroler- und
des gesamtösterreichischen Faunengebietes ist ohne Zweifel der
Bärenspinner,
Orodemnias cervini
Fallou.
Cervini
ist wohl ein sehr altes Element der europäischen
Schmetterlingsfauna und hat als ausgesprochenes Relikttier die
Eiszeit auf den höchsten aus dem Eise ragenden Stellen des
Alpengebietes überdauert. Die schöne Art hat sich an wenigen
engbegrenzten Stellen der Schweizer Alpen (Wallis und Grau¬
bünden), in den Oetztaleralpen und den französischen Alpen
erhalten.
Nach der Entdeckung am Gornergrat, im Gebiete des Matter-
horns (Mont Cervin) im Jahre 1863, wurden noch einige weitere
recht isolierte Fundorte in den Schweizer Alpen festgestellt. Die
Auffindung des „Matterhornbären" im Nordtiroler Anteil
der Oetztaleralpen im Jahre 1926 überraschte die gesamte
wissenschaftliche Welt. Wurde doch bis zu diesem Zeitpunkt
cervini
als ein ausgesprochenes Schweizer Tier betrachtet. 1932
kam dann nicht weniger überraschend ein weiterer Fund außer¬
halb der Schweiz dazu. Der Franzose Berthet fand ein einzel¬
nes
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in den französischen Alpen der Dauphinee, so daß sich die
schwache Kette der Verbreitung dieses interessanten Bären um
ein neues Glied beträchtlich nach Westen erweiterte.
Der Oetztaler Fundort blieb bis heute der einzige in den
österreichischen Alpen und stellt das östlichste bisher bekannte
Glied in der ohnehin recht schütteren Verbreitungskette dieser
Art dar.
Das Verbreitungsgebiet der endemisch alpinen
cervini
ist
also im gesamten Alpenkamm äußerst klein und fast jeder Fund¬
ort ist ziemlich isoliert.
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