K. Bunnann: Lebensweise und Veränderlichkeit von Orodemnias cervini Fall.
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Die
nun
folgenden Beobachtungen vom einzigen so weit ost¬
wärts vorgeschobenen, kleinen Fundplatz in den Oetztaleralpen
mögen nur als bescheidener Beitrag zur Lebenskunde dieses
interessanten Tieres aus der Voreiszeit gewertet werden.
I.
Freilandbeobachtungen:
:
Längst schon nahm ich mir vor,
cervini
in seinem natürlichen
Lebensraum etwas eingehender zu beobachten und Einblick in
die Lebensverhältnisse dieser Art bei ihrem harten Daseinskampf
in den unwirtlichen Lagen der Schneestufe zu gewinnen. Anfangs
August
1948 konnte
ich meinen lange gehegten Wunsch endlich
einer Erfüllung näher bringen. Meine mehrtägigen, oft recht mühe¬
vollen Beobachtungen gaben mir Aufschluß unter welch schwie¬
rigen Lebensbedingungen die Tiere ihre Entwicklung durchmachen
müssen. Die teilweise unter recht ungünstigen Verhältnissen
gemachten Feststellungen habe ich seinerzeit an Ort und Stelle
niedergelegt und will sie nun zusammenfassen:
. Mehr als eine Woche (vom 1.— 8. 8.) verbrachte ich in der
Nähe des Fundplatzes und konnte an 4 Tagen, fast zu jeder
Tageszeit und jedem Wetter, das Leben und Treiben von
cervini
in allen Entwicklungsstadien beobachten. Die dabei aufgewandte
Mühe lohnte sich. Gerade von Tieren aus den,Hochlagen unserer
Alpen sind oft nur wenige längere Beobachtungen aus ihrem
natürlichen Lebensraum bekannt. Meist gehen diese dann auch
noch ziemlich auseinander. Recht viele voneinander unabhängige
Feststellungen, die ja im einzelnen immer unter bestimmten und
jedesmal anders gearteten Verhältnissen gemacht werden (Tages¬
zeit, Jahreszeit, Temperatur, Luftströmung usw.), geben im Ge¬
samten erst ein halbwegs richtiges Bild. Oft wird irgendeine unter
besonderen Voraussetzungen gemachte Beobachtung zu sehr
verallgemeinert und man erMält dann ein falsches oder irrefüh¬
rendes Bild. Unklare Zusammenhänge in dem durch die Natur¬
gewalten meist stark beeinflußten Leben der Tiere dieser Vege¬
tationsstufen finden eher eine Erklärung je mehr verschiedene
Beobachtungen vorliegen. Aus diesem Grunde möchte ich auch
meine damals gesammelten persönlichen Erfahrungen festlegen.
Im ungemein verstreuten Schrifttum sind an vielen Stellen
biologische Daten enthalten, die aber oft Unrichtigkeiten bein¬
halten. Auf einige äußerst interessante Angaben, die Pinker
(1942)
vom Oetztaler Fundort veröffentlichte, möchte ich aber doch
hinweisen. Ich habe bei meiner Arbeit keine Angaben aus
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