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BERICHTE

Ergebnisse der Gletschermessungen des österreichischen Alpenvereins
in den österreichischen Alpen 1958

Auf Grund der Originalberichte zusammengestellt
von R. v. Klebeisberg (Innsbruck)

Letzter Bericht Z. f. Glkde. u. Glazgeol. IV/12, S. 121—129

Die gemessenen Gletscher sind weiter zurückgegangen. Das Ausmaß des
Rückganges ist gegenüber 1956/57 zufolge des warmen und trockenen Früh¬
sommerwetters 1958 in der Mehrzahl der Gebiete eher größer als geringer ge¬
worden. Noch gravierender als der Rückgang engeren Sinnes, d. i. das durch
die Marken gemessene Zurückweichen der Gletscherstirn, war wieder die Dicken¬
abnahme, das Einsinken der Gletscheroberfläche zufolge oberflächlichen Ab-
schmelzens. Dies wurde zwar nur vereinzelt mittels tachymetrischer Messungen
exakt festgestellt, geht aber unzweideutig aus der Gletscheransicht hervor,
die, wenigstens fallweise, in vergleichbaren Photos festgehalten wurde, und
kommt außerdem deutlich in randlichen Verfallserscheinungen (sichtlichem
Dünnerwerden und Hohlliegen des Eises am Gletscherrand, Ablösung von Eis¬
schollen, Ausapern von Felsfenstern oder „Ertrinken" im eigenen Schutt)
zum Ausdruck.

Die im folgenden angeführten Messungen zeigen, soweit nichts anderes an¬
gegeben, den Rückgang vom Sommer 1957 zum Sommer 1958 an; für einige
wenige Gruppen (Nördliche Stubaier Alpen, Venediger-Gruppe, Kaprun) gilt
ein zweijähriger Beobachtungsturnus und geben die Beträge den Rückgang
1956/58 an.

Insgesamt wurden 80 Gletscher besucht und 179 Marken gemessen. Die
Rückgangsbeträge 1957/58 liegen im allgemeinen wieder beträchtlich unter 20,
ja meist unter 10 m, größte wiesen auf: die Gletscher im Rofental inner Vent
(Hintereis- und Vernagtferner je 23 m, Guslarferner 31,7 m), der Gurgler Ferner
(30 m), der Sulzenauferner in den zentralen Stubaier Alpen (23 m) und das
Hornkees im Zemmgrund (32 m). Von den zweijährigen Rückzugsbeträgen
sind mehrere bedeutend, am größten der des Sulztaler (82,5 m) und des Bock-
kogelferners in den Nördlichen Stubaier Alpen (93,8 m) und der des Dorfer-
(163 m) und des Froßnitzkeeses (76,6 m) in der Venediger-Gruppe, am kleinsten
der des Untersulzbachkeeses in der Venediger-Gruppe (1,1 m). Eindeutig vor¬
gegangen (Markenwert mit vorgesetztem Pluszeichen) ist 1957/58 keiner der
gemessenen Gletscher (der Pluswert beim Längentaler Ferner in den Stubaier
Alpen ist unzuverlässig). Gebietsweise war der Rückgang wieder im allgemeinen
im Westen (Silvretta, westliche ötztaler Alpen) größer als im Osten (Zillertaler
Alpen, Hohe Tauern), auch innerhalb des Zwischengebietes nahm er von Osten
(den östlichen Stubaier Alpen) nach Westen hin (gegen das ötztal hin und weiter
westwärts) zu.