/ 8 pages
Blockgletscher im Ötztal - Tiroler Heimatblätter ... (1970)
Search


45. Jahrgang —'Heft 10/12

Oktober — Dj^mber/1970

Tiroler Fjßimatblättec

3ßitfdinft für Gßfdiidite, Flatur- unö OolkshunDe

Herausgeber: Verein für Heimatschutz und Heimatpflege, Innsbruck, Museumstraße 15 — Gegründet Ton Rudolf Sinwel und Eduard Lippott —
Schriftleiter: Dr. Hans Hochenegg, Solbad Hall, Erzherzog-Eugen-Straße 4, und Dr. Erich Egg, Innsbruck, Museumstraße 15 (Landesmuseum) —
Für den Inhalt verantwortlich: Dr. Erich Egg — Verlag und Gesamtherstellung in der Verlagsanstalt Tyrolia Ges. m. b. H., Innsbruck, Exlgasse
Nr. 20 — Verwaltung und Inseratenannahme: Zeitungsverwaltung Tyrolia, Innsbruck, Exlgasse 20, Tel. 22741, Postsparkasienkonto

Nr. 142.181 _ Jahresabonnement S 80.- zuzüglich S 5.20 für Versan^j^jr f# R HOCHGEBIRGSFORSCHUftö

FORSCHUNGSINSTlTUr DER UNIVER SITÄT INNSBRUCK

A-öuüü innsöHUCK, Innrain 52

Blockgletscher als Übergangsglieder in der Ablagerungsfolge zwischen Moränen und Bodenfließformen T/1
Blockgletscher als Ergebnis des Zusammenspiels der Kräfte des Schnees, Gletschereises, Klufteises und
Bodenfließens (auch Durchtränkung, Durchfeuchtung) an Schuttkörpern

Blockgletscher im ötztal

Von Norbert G e r h o 1 d

Die Berichte über Blockgletscher aus den Gebirgen
in aller Welt häufen sich in letzter Zeit und wei¬
sen auf die Wichtigkeit dieser Ablagerungen in
der Landschaft der Hochgebirge hin (siehe Lite¬
raturhinweise am Ende; in den angegebenen Wer¬
ken finden sich genügend weitere Literaturzitate).

In unserem schönen Heimatland können sehr
viele Menschen bei ihren Hochgebirgswanderun¬
gen die gletscherähnlichen Schuttkörper beobach¬
ten. An ausgewählten Beispielen aus den west¬
lichen ötztaler Alpen soll der Blockgletscherbegriff
erläutert werden. Weitere, eingehendere Darlegun¬
gen über dieses Gebiet siehe in meinen früheren
Publikationen. Ein weiterer Artikel in den Tiroler
Heimatblättern soll das Bodenfließen mehr in den
Vordergrund rücken und. die Ablagerungsvielfalt
einiger Kare bringen.

Die erste Abbildung soll an Stelle einer Defi¬
nition einen Eindruck von den Blockgletschern ver¬
mitteln.

Der Glockturmferner fließt aus einem nord¬
exponierten Kar westlich des Glockturms (3355 m)
zum Hüttekar und bog hier bei Gletscherhoch¬
ständen nach W um. Er hinterließ im Laufe der
vielen Gletschervorstöße seit der letzten Eiszeit
(diese war etwa vor 9500 Jahren zu Ende) wäh¬
rend ungefähr 7000 Jahren einen Blockgletscher
von rund 1 km Länge und 500 m Breite. Der
Blockgletscher liegt westexponiert in einer Höhe
von 2700 bis 2400 m, wobei der Stirnabbruch

zum Radurschltal allein von 2580 bis 2400 m
reicht. Nur im N zieht die kompakte Blockglet¬
scheroberfläche, angelehnt an die Flanken des
Bruchkopfes, bis 2540 m. Im hinteren Bereich ist
auf 750 m Länge nur ein Gefälle von etwa 60 m
zu verzeichnen.

Besonders im E des Glockturmferners ist der
Schuttanfall außergewöhnlich groß (400 m hohe
Felswände). Folgerichtig ist auch der Blockglet¬
scher im N viel höher. Im Südteil ist jetzt nach
dem Abschmelzen der größeren Eismasse ein wei¬
tes Becken festzustellen. Die vielen Längswälle,
die besonders im NW zu sehen sind, entsprechen
den Ufermoränen. Die konzentrische Querstruk¬
tur ist aber neben den einzelnen Gletschervorstö¬
ßen auf die Fließvorgänge zurückzuführen. Die
unregelmäßigen Formen im S haben Verrutschun¬
gen der Moräne und verschiedene Schuttkonzen¬
trationen im Gletschereis verursacht; vgl. die Tot¬
eislandschaft vor Gletschern und die Schutthaufen
(Sand, Schlamm) auf Gletscherzungen; siehe auch
P. Höllermann, 1959.

Die Blockgletscherstirne kalbt gleichsam zum
Radurschltal hinunter — das Hüttekar bricht hier
steil ab. U. a. zeigen auch Murrinnen die Erosions¬
kräfte an, die den Blockgletscher vorne zerstören.

Die Entstehung des Blockgletschers

Im N taucht unter dem weitaus größeren, frische¬
ren Blockgletscherabschnitt ein älterer Teil auf, der