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Zur Anthropologie der ötztaler und pitztaler... (1987)
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Sonderdruck aus
MaB-Projekt Obergurgl

Schriftleitung Gernot Patzelt

(Veröffentlichungen des österreichischen MaB-Programms, Band 10)
© 1987 by Universitätsverlag Wagner, A-6010 Innsbruck

ZUR ANTHROPOLOGIE DER ÖTZTALER UND
PITZTALER BEVÖLKERUNG

Karl MAGER und Heinz JANETSCHEK
(Mit 6 Abbildungen)

ZUSAMMENFASSUNG

Im ötztal wurde, aufbauend auf die Monographie von SAUSER (1938), in den
Jahren 1974-1978 an 182 „reinstämmigen" Ötztalem eine anthropologische Untersu¬
chung durchgeführt (MAGER 1980). Eine Varianzanalyse der somatoskopischen und
somatometrischen Befunde ergab keine oder nur sehr geringe Signifikanzen. Eine
Diskriminanzanalyse der morphometrischen Daten von SAUSER (1938) und MAGER
(1980) stellt die Ötztaler als eine morphologisch geschlossene Population dar. Zur
Ausschaltung statistischer Bias wurden die nicht publizierten Primärdaten SAUSERS
verwendet. Außer den vier natürlichen Talstufen (Ötz, Umhausen, Längenfeld und
Sölden) wurde in der Diskriminanzanalyse zusätzlich die Population von SAUTENS
untersucht (s. MAGER 1980: 152). Der ötztaler Talschaftstyp ist trotz aller Umwelt¬
einflüsse seit etwa dem 17. Jahrhundert unverändert erhalten geblieben. Anhand von
920 Blutproben (584 aus dem Ötztal und 336 aus dem vorderen und hinteren Pitztal)
wurden die Systeme ABO (A v A 2 , A^, A 2 B), Rhesus und MNSs untersucht. Es er¬
gab sich kein Zusammenhang zwischen Blutgruppen und Alter, Beruf oder Morbidität.
Bemerkenswert erscheinen der sehr hohe Anteil der rh-Negativen im Innerötztal und
die hohen O-Werte im Pitztal und in Sölden. In einer Clusteranalyse mit verschiede¬
nen Verfahren (Single- und Complete-Linkage, Verfahren von WARD) und mit Hilfe
des Minimalbaums (BOCK 1974) wurden die genetischen Distanzen analysiert. Eine
Vermehrung der Loci ergibt eine Optimierung in der Übereinstimmung der Ergebnis¬
se. Ein genetischer Zusammenhang zwischen den äußeren Talstufen Ötz und Um¬
hausen scheint erwiesen. Die inneren Talstufen waren offenbar länger isoliert und
weisen eine gewisse genetische Eigenständigkeit auf. Eine Vermischung der Talstu¬
fen untereinander scheint erst mit der Erschließung des Tales aufgetreten zu sein.

SUMMARY

Anthropological investigations on the inhabitants of the Ötz- and Pitz-Valley, Tyrol.

An anthropological investigation, based on the monography of SAUSER (1938),
has been carried out in the Ötz Valley in the years 1974-1978 by the first author.