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Die Gletscher der österreichischen Alpen 197... (1979)
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Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie Bd. 15, H. 2 (1979), S. 235—246

BERICHTE

DIE GLETSCHER DER ÖSTERREICHISCHEN ALPEN 1978/79

Sammelbericht über die Gletschermessungen des .Österreichischen Alpen Vereins im

Jahre 1979

Von GERNOT PATZELT, Innsbruck

Mit 6 Abbildungen

Letzter Bericht: Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie, Bd. 15 (1) 1979,
S. 105-113.

Die Nachmessungen an den Gletschern der österreichischen Alpen wurden wie bisher
von ehrenamtlichen Berichterstattern im Auftrage des Österreichischen Alpenvereins
durchgeführt, der auch die dafür nötigen Mittel zur Verfügung stellte. Der Stab der
Mitarbeiter blieb gleich. Die ausführlichen, mit Fotos und Lageskizzen versehenen Be¬
richte sind im Gletschermeßarchiv des OeAV aufbewahrt.

Gegenüber den vorangegangenen, von H. Kinzl seit 1963 verfaßten Sammelberichten
wurde aus Gründen der Übersichtlichkeit eine formale Umgestaltung vorgenommen.
Die Berechnung der Tendenzstatistik wurde den internationalen Gepflogenheiten ent¬
sprechend durchgeführt. Dadurch ergeben sich geringfügige Änderungen an den bisher
in diesen Berichten publizierten Zahlenwerten. Sie sind jetzt mit der Statistik der Längen¬
messungen aus den Schweizer Alpen direkt vergleichbar.

DER WITTERUNGSABLAUF

Für die im folgenden kurz skizzierten Witterungsverhältnisse im Gletscherhaushaltsjahr
(1. 10. 1978 bis 30. 9. 1979) wurden die Monatsübersichten der Witterung in Österreich
von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Wien, herangezogen. Sie
beziehen sich auf die vergletscherten Gebirgsregionen der Ostalpen. Das Winterhalbjahr
begann mit einem niederschlagsreichen Oktober, dem dann ein sehr trockener Vor- und
Hochwinter folgte. Im November wurden in den Zentralalpen weniger als 25 % der
normalen Niederschlagsmengen erreicht, im Dezember waren es im größten Teil der
Alpen weniger als 50%. Im Jänner entsprachen die Niederschläge in den Zentral- und
Nordalpen etwa den Normalwerten, nur südlich des Alpenhauptkammes gab es positive
Abweichungen. Im Februar war es in den Zentralalpen wieder viel zu trocken (weniger
als 50% der Normal werte), im Süden dagegen gebietsweise sehr niederschlagsreich.
Ende Februar war folglich auf den meisten Gletschern die Schneedecke sehr dünn und
vielfach abgeblasen, so daß nicht selten auf den Zungen blankes Eis zu sehen war. Der
Schneemangel wurde in den folgenden Monaten allerdings weitgehend wettgemacht.
Im März fiel das 2- bis 3fache der normalen Niederschlagsmengen, besonders ergiebig
im Westen, wo man 22 Niederschlagstage zählte. Und auch im April wurde im ganzen
Alpenbereich bis zu 200 % des Normalniederschlages gemessen, der in den Hochlagen
bei 1 bis 3 Grad zu kühler Mitteltemperatur durchwegs als Schnee fiel.
Das hydrologische Sommerhalbjahr begann mit sehr winterlichen Verhältnissen. In der
viel zu kalten ersten Maihälfte fiel nochmals Schnee bis in tiefe Tallagen. An vielen Orten
wurde am 4. Mai die niedrigsten Mai-Temperaturen seit Beginn der Instrumentenbe¬
obachtungen gemessen (z.B. in Tamsweg —16,2°). Die größten Schneehöhen auf den
Gletschern wurden etwa Mitte des Monats erreicht.

Das von Mitte Mai bis Mitte Juni anhaltende Schönwetter hatte mit z. T. sehr hohen
Temperaturen einen raschen Abbau der Schneedecke zur Folge, doch ist in dieser Zeit
nur an den tiefstgelegenen Gletscherzungen Eis ausgeapert. Die 2. Junihälfte brachte
wieder viel Niederschlag mit Neuschnee bis in Tallagen und unterbrach die Abschmelzung
für längere Zeit.