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Die Gletscher der österreichischen Alpen 1979/80 - Zeitschrift für G... (1980)
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Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie, Band 16, Heft 2 (1980), 267—280

BERICHTE
DIE GLETSCHER DER ÖSTERREICHISCHEN ALPEN 1979/80

Sammelbericht über die Gletschermessungen des Österreichischen Alpenvereins im

Jahre 1980

Von^GERNOT PATZELT, Innsbruck

Mit 8 Abbildungen

Letzter Bericht: Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie, Bd. 15, H. 2 (1979),
S. 235-246.

Im Jahre 1891 wurde der Gletschermeßdienst des Alpenvereins begonnen, er besteht
nun ohne Unterbrechung das 90. Jahr. Da das damals entworfene Konzept für den
Meßdienst im wesentlichen beibehalten wurde, ist sowohl von der Methodik als auch
für einzelne Gletscher eine wissenschaftlich wertvolle Kontinuität der Beobachtung
gegeben, die auch weiterhin aufrecht'erhalten werden soll.

Im Berichtsjahr haben die 14 ehrenamtlichen Mitarbeiter im Auftrage des Österrei¬
chischen Alpen Vereins 16 Gebietsberichte mit insgesamt 155 Seiten und 242 Fotos
eingesandt, aus denen der vorliegende Bericht zusammengestellt wurde. Die Original¬
berichte werden im Gletschermeßarchiv des ÖAV aufbewahrt.

DER WITTERUNGSABLAUF

Nach den Monatsübersichten der Witterung in Österreich, herausgegeben von der Zen¬
tralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien, läßt sich folgender Witterungs¬
ablauf für die ostalpinen Hochregionen im Gletscherhaushaltsjahr 1979/80 skizzieren.
Die in Abb. 1 dargestellten Abweichungen der Tagesdurchschnittstemperaturen von den
langfristigen Mittelwerten der Stationen Hoher Sonnblick (3106 m) und Vent (1904 m)
kennzeichnen den Temperaturverlauf einer Gipfelstation am Alpenhauptkamm und einer
Talstation in den zentralen Ötztaler Alpen im Gletscherhaushaltsjahr vom 1. 10. 1979
bis 30. 9. 1980.

Das glaziologische Winterhalbjahr war gekennzeichnet durch gebietsweise sehr unter¬
schiedliche Schneehöhen. Im Frühwinter fiel in den Nordstaugebieten von der Silvretta
bis zum Dachstein das 2- bis 3-fache der normalen Schneemengen, niederschlagsreichster
Monat war der November. Dagegen waren die Monate Jänner bis April im Gebirge fast
durchwegs zu trocken, lediglich im Dachsteingebiet brachte der April das Doppelte der
normalen Niederschlagsmengen. Die Wintertemperaturen waren — bei großen monat¬
lichen Unterschieden — im Mittel ausgeglichen. Ein 2 bis 3° zu kalter April leitete in
das glaziologische Sommerhalbjahr in einen 1 bis 2° zu kalten Mai über, sodaß die Schnee¬
schmelze in den Tallagen stark verzögert begann und Ende Mai noch bis 1800 m die
Schneedecke geschlossen erhalten blieb. Auch der Juni war beständig zu kühl mit 20
bis 25 Niederschlagstagen, wovon im 2000 m-Niveau an 12—14 Tagen Schnee fiel.
Ende Juni fiel Neuschnee bis auf 1500 m herab, im Niveau von 2300 m blieb die Schnee¬
decke den ganzen Juni geschlossen. Im Juli war es bis zum 22. beständig viel zu kühl,
am Sonnblick gab es in dieser Zeit 15 Niederschlags-, davon 10 Schneefalltage. Durch
diese anhaltend kühle, neuschneereiche Witterung der ersten Sommerhälfte blieb die
Schneedecke auf den Gletschern abnormal lange erhalten. Nur an tiefreichenden Gletscher¬
zungen war im Juli etwas Eis ausgeapert. Die Schneeschmelze in nennenswertem Aus¬
maß setzte auf den Gletschern erst mit Beginn der Schönwetterperiode am 23. 7. ein,
an den meisten Gletschern begann die Eisablation erst im Laufe des August. Wärmster
Tag war der 3. August. Die höchste Schmelzwasserführung der Gletscherbäche wurde
an diesem und dem darauffolgenden Tage gemessen. Das ab 23. 7. andauernde warme
Sommerwetter wurde nur durch eine leichte Abkühlung am 13./14. 8. kurz unterbrochen
und endete erst am 23. 8. mit einem Kaltlufteinbruch, der von Schneefällen bis unter
1700 m begleitet war. Es blieb unbeständig bis zum 1./2. September, wo es wieder bis
in höhere Tallagen herunterschneite. Darauf folgten beständig schöne Septemberwochen.

8 Gletscherkunde, Bd. 16/2