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Die Gletscher der österreichischen Alpen 198... (1981)
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Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie, Band 17, Heft 2 (1981), S. 227240

BERICHTE

DIE GLETSCHER DER ÖSTERREICHISCHEN ALPEN 1980/81

Sammelbericht über die Gletschermessungen des Österreichischen Alpenvereins im

Jahre 1981

Von GERNOT PATZELT, Innsbruck

Mit 8 Abbildungen

Letzter Bericht: Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie, Bd. 16, 2 (1980),
S. 267-280.

Im österreichischen Alpenanteil gibt es 925 Gletscher, die zusammen eine Fläche von
542 km 2 bedecken. Die Längenmessungen werden derzeit an 118 Gletschern mit einer
Gesamtfläche von 310 km 2 durchgeführt, das sind 13 % der Anzahl und 57 % der Fläche
aller österreichischen Gletscher. Diese ungleiche Verteilung kommt daher, weil das
Beobachtungsnetz alle großen Talgletscher (> 5 km 2 ) enthält, während die kleinen
Kargletscher zu gering vertreten sind. Von den insgesamt 110 österreichischen Gletschern,
die größer als 1 km 2 sind, werden die Längenänderungen an 75 Gletscherenden (= 68%)
gemessen; von den 815 Gletschern, die weniger als 1 km 2 Fläche bedecken, liegen nur 44
(= 5,4%) im Beobachtungsnetz. Diese Tatsache muß bei der Interpretation von Er¬
gebnissen der Längenmessungen und ihrer Wertung im Auge behalten werden.
Im Berichtsjahr wurden von den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Meßdienstes 16
Gebietsberichte mit 167 Seiten und 230 Fotos abgegeben, die im Gletschermeßarchiv
des Österreichischen Alpenvereines aufbewahrt werden. Aus diesen Berichten wurde
der vorliegende Sammelbericht zusammengestellt.

DER WITTERUNGSABLAUF

Der Beginn des glaziologischen Winterhalbjahres (1. 10. 1980 bis 30. 4. 1981) brachte
noch sehr warme Tage, wobei am Sonnblick (3106 m) die Tagesmitteltemperaturen bis
zum 8. 10. über 0°C blieben. Erst der Temperatursturz am 9. 10., mit starken Schnee¬
fällen bis 600 rri Höhe, beendete die Abschmelzperiode des Vorjahres. Früh- und Hoch¬
winter brachten dann durchwegs um 1 bis 3° unterdurchschnittliche Monatsmittel-
temperaturen, während die Niederschläge monatsweise recht unterschiedlich ausfielen.
Einem sehr schneereichen Oktober (200 bis 250% der normalen Mengen) standen die
Monate von November bis Januar mit etwa normalen Schneemengen in Nordstaulagen
und ein viel zu trockener Februar gegenüber. In den zentralen Ötztaler Alpen und
südlich des Alpenhauptkammes waren alle Monate von November bis April überaus
niederschlagsarm. Der Spätwinter führte mit einem um 1,5 bis 2,5° zu warmen und zu
trockenen März und der sehr warmen und trockenen ersten Aprilhälfte zu einer frühen
Schneeschmelze bis in mittlere Berglagen. Gegen Ende April gab es aber dann noch einen
kräftigen Temperaturrückschlag, der bis 7. Mai andauerte, womit das Sommerhalbjahr
(15. bis 30. 9.) deutlich zu kühl begann. Die zweite Maihälfte war aber dann wieder
überdurchschnittlich warm und sonnenscheinreich, sodaß die Schneeschmelze rasch
fortschritt, und an tieferliegenden Gletscherzungen schon Ende Mai Eis ausgeapert war.
Die für die Jahreszeit zu warme Schönwetterperiode mit entsprechender Schneeschmelze
dauerte bis zum 15./16. Juni an, der dann bis zum 26. eine kühle Periode mit Schnee¬
fällen bis 1500 m am 17./18. und wieder sehr warme Tage am Monatsende folgten. In¬
folgedessen blieben die Juniniederschläge in weiten Gebieten unter dem Durchschnitt,
nur am Dachstein und in den südlichen Hohen Tauern etwa normal. Am Sonnblick waren
im Juni von 15 Niederschlagstagen nur neun Schneefalltage zu verzeichnen.
Im Juli war es bis zum 17. sonnenscheinreich, zu warm und zu trocken. Der Temperatur¬
sturz vom 18./19- brachte aber dann ergiebige Niederschläge, die bis 1100 m Höhe als
Schnee fielen und auf den Gletschern eine lange anhaltende Neuschneedecke zur Folge