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Die Gletscher der österreichischen Alpen 198... (1986)
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Band 22, Heft 2 (1986), S. 191-205

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GLETSCHERKUNDE

UND GLAZIALGEOLOGIE

© 1986 by Universitätsverlag Wagner, Innsbruck

DIE GLETSCHER DER ÖSTERREICHISCHEN ALPEN

1984/85

SAMMELBERICHT ÜBER DIE GLETSCHERMESSUNGEN DES
ÖSTERREICHISCHEN ALPENVEREINS IM JAHRE 1985

Von G. PATZELT, Innsbruck
Mit 6 Abbildungen

Letzter Bericht: Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie, Bd. 20 (1984), S. 207—221

Der gletscherunfreundliche, aber für die Meßarbeiten fast durchwegs angenehme Witterungs¬
ablauf des Sommers 1985, ermöglichte es den Mitarbeitern des Meßdienstes, alle Gletscher des
Beobachtungsnetzes aufzusuchen. Die im Vorjahr durch die Schneelage unterbliebenen Nach¬
messungen konnten überbrückt werden, sodaß wieder ein sehr vollständiges Bild von den gegen¬
wärtigen Veränderungen an den Gletschern gegeben werden kann.

Der unveränderte Mitarbeiterstab hat aus den zwölf Gebirgsgruppen 17 Berichte mit insge¬
samt 204 Textseiten und 207 Photos eingesandt, aus denen der vorliegende Sammelbericht zusam¬
mengestellt wurde. Die Originalberichte liegen im Gletschermeßarchiv des Alpenvereins in Inns¬
bruck auf. Erstmals werden vom Schönachkees, Reichenspitzgruppe der Zillertaler Alpen, Me߬
ergebnisse mitgeteilt.

DER WITTERUNGSABLAUF

Obwohl die Herbstmonate fast durchgehend bis zum 20. Dezember außergewöhnlich warm
waren (Abb. 1), ist bei den höher gelegenen Gletschern der Schnee vom 5. September 1984 nicht
mehr abgeschmolzen. Die Schneedecke blieb bis Mitte Jänner überaus gering. Die große Kälte
um den Jahreswechsel und in der ersten Jännerhälfte förderte die Tiefenreifbildung und bewirkte
einen äußerst labilen Schneedeckenaufbau, der bis ins Frühjahr anhielt. Allen Bergsteigern wird
der Winter 1984/85, trotz der geringen Schneemengen als überaus unangenehm und lawinenge¬
fährlich in Erinnerung bleiben. Die Winterschneedecke wurde durch Schneefälle im April noch
etwas erhöht, erreichte aber in den meisten Gletschergebieten nicht ihre normalen Schneehöhen.

Im glazialen Sommerhalbjahr war der Mai vorerst zu warm, aber niederschlagsreich, mit
ergiebigen Schneefällen im Gletscherbereich. Im sehr kühlen und neuschneereichen Juni wurde
die Abschmelzung stark zurückgehalten, sodaß bis Anfang Juli auch an tiefer liegenden Glet¬
scherzungen nur geringe Ausaperung zu beobachten war. Der Juli brachte dann aber eine über
vier Wochen andauernde Periode mit überdurchschnittlichen Temperaturen und sehr intensiver
Abschmelzung. Sie wurde unterbrochen durch die außergewöhnlichen Niederschlagsereignisse
um den 5. August (Abb. 1), die in den westlichen Landesteilen die verheerenden Überschwem¬
mungen gebracht haben. Im Gebirge fiel, zum Glück für die Talbereiche, ein großer Anteil dieser
Niederschlagsmengen als Schnee. Auf den Gletschern der zentralen Ötztaler Alpen war die Neu¬
schneeauflage über 1 m mächtig, in Osttirol und Oberkärnten jedoch deutlich geringer. In der