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Die Gletscher der österreichischen Alpen - Z... (1987)
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Band 23, Heft 2 (1987), S. 173-189

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GLETSCHERKUNDE

UND GLAZIALGEOLOGIE

© 1987 by Universitätsverlag Wagner, Innsbruck

DIE GLETSCHER DER ÖSTERREICHISCHEN ALPEN

1985/86

SAMMELBERICHT ÜBER DIE GLETSCHERMESSUNGEN DES
ÖSTERREICHISCHEN ALPENVEREINS IM JAHRE 1986

Von GERNOT PATZELT, Innsbruck
Mit 8 Abbildungen

Letzter Bericht: Zeitschrift für Gletscherkunde und Glazialgeologie, Bd. 22/2 (1986), S. 191—205

Der bergsteigerfreundliche aber gletscherfeindliche Sommer 1986 hat die Nachmessungen an
den Gletschern in vollem Umfang ermöglicht. Vom unveränderten Mitarbeiterstab wurden 17
Berichte aus 12 Gebirgsgruppen (209 Textseiten, 231 Fotos) eingesandt, sie werden im Gletscher¬
meßarchiv des Alpenvereins in Innsbruck aufbewahrt.

DER WITTERUNGSABLAUF

Die sehr warme, sonnenscheinreiche erste Oktoberhälfte 1985 brachte noch Schmelzbedin¬
gungen an den Gletschern bis über die Monatsmitte, auf südexponierten Gletschern ging die
Ablationsperiode erst um den 27.10. zu Ende. Über das Winterhalbjahr ergaben sich Tempera¬
tur- und Niederschlagsverhältnisse, die insgesamt im Bereich der statistischen Mittelwerte blie¬
ben, der Ablauf war jedoch von extremen Abweichungen gekennzeichnet. Der November zählt
bei etwa normalen Niederschlagsmengen zu den kältesten, der Dezember zum absolut wärmsten
jn diesem Jahrhundert. An 27 bis 30 Tagen lagen die Temperaturen im Dezember über dem
Durchschnitt, die Monatsmittelwerte bis 3,5° C. Am Sonnblick war das der wärmste Dezember
seit dem Beginn der Beobachtungen im Jahre 1886. Zwischen 3. bis 5.12. stieg die 0° C-Iso-
therme auf 3200 m an. Der Januar war schneereich, besonders im Westen, und etwa normal tem¬
periert. Der Februar dagegen gilt wieder als einer der kältesten in diesem Jahrhundert und blieb
daher äußerst trocken (meist unter 50 % der normalen Niederschlagswerte). Im März und April
gestaltete sich der Witterungsablauf etwa durchschnittlich.

Das glaziale Sommerhalbjahr beginnt mit einem extrem warmen Mai: Am Sonnblick sind die
Tagesmittel der Lufttemperatur an 27 Tagen überdurchschnittlich, der Monatsmittelwert um
3,1° C. In diesem Jahrhundert war nur der Mai 1931 und 1958 wärmer. Der reichliche Nieder¬
schlag fällt überwiegend als Gewitterregen, nur zwischen 8. und 10. und 30./31. gibt es Neu¬
schneefälle im Gebirge. Als Folge davon wird die etwa normal mächtige Winterschneedecke sehr
rasch abgebaut. Von Ende Mai bis 13. 6. ist durch kühle Witterung mit ergiebigen Neuschneefäl¬
len die Ablation nochmals unterbrochen, doch ist die 2. Junihälfte anhhaltend, insgesamt um 3°
bis 6° C zu warm und mit 30 bis 60 % des Normalniederschlages viel zu trocken. Die noch bis
6. Juli anhaltende Warmwetterperiode hat die Schneeschmelze auf den Gletschern sehr beschleu-