/ 20 pages
Die Restaurierung des Piburger Sees (Tirol) ... (1971)
Search


Mittelpunkt der folgenden Betrachtungen stehen, da einerseits die
Sauerstoffzehrung in so einem Gewässer von der Intensität der Pri¬
märproduktion durch .Planktonalgen und Bodenflora abhängt und
deshalb ein guter Eutrophierungsindikator ist, andererseits die aku¬
teste Gefährdung dieses Sees und seines Erholungswertes in der un¬
günstigen Entwicklung der Sauerstoffbilanz lag.

Bezüglich des übrigen Chemismus, der Thermik und Morpho-
metrie des Piburger Sees sei auf eine frühere Veröffentlichung (Pech-
laner 1968) und die dort zitierte Literatur verwiesen. Die Bearbei¬
tung des Phytoplanktons des Piburger Sees hat dankenswerterweise
Herr Univ.-Prof. Dr. I. Findenegg übernommen. Seine Befunde aus
dem Jahre 1966 sind bereits publiziert (Findenegg 1968); das seither
gesammelte Belegmaterial läßt interessante Aufschlüsse darüber er¬
warten, wie sich die inzwischen erfolgten Veränderungen auf Art und
Menge planktischer Algen und Bakterien ausgewirkt haben.

Die Bestimmung des Sauerstoffgehaltes erfolgte jodometrisch.
Dabei erforderte das reduzierte Milieu im Hypolimnion des Piburger
Sees eine Modifikation der WiNKLER-Methode: es wurde stets das
von Ohle (1953) ausgearbeitete Jod-Differenz-Verfahren angewen¬
det. Die an der tiefsten Stelle des Sees entnommenen Sauerstoffproben
konnten als repräsentativ für die betreffende Tiefe des ganzen Sees
angesehen werden, da mehrmals durchgeführte Parallelbestimmungen
in verschiedenen Bereichen des relativ kleinen und wenig geglieder¬
ten Sees keine nennenswerten Unterschiede in der Horizontalvertei¬
lung des molekular gelösten Sauerstoffs ergeben hatten. Eine aus¬
reichend genaue bathymetrische Karte des Piburger Sees lag vor, und
so war es möglich, durch Berücksichtigung des Volumens jeder Meter¬
schicht aus den gemessenen oder graphisch interpolierten Sauerstoff¬
konzentrationen eines Vertikalprofiles den Sauerstoffgehalt des ge¬
samten Sees zu berechnen.

Im Winter 1968/69 war der Sauerstoffinhalt des Piburger Sees
an vier Daten untersucht worden. Die gefundenen Werte sind in
Abb. 2 durch Sterne markiert und durch eine Kurve verbunden, die
die damalige Verringerung des Sauerstoffvorrates im See vereinfacht
wiedergibt. Es ist hervorzuheben, daß der Sauerstoffgehalt des ge¬
samten Sees am 11. Dezember 1968, wenige Tage nach der Eislegung,
mit 8390 kg nur 40% jenes Vorrates betrug, den der See in die Win¬
terstagnation mitnehmen könnte, wenn es vor Vereisungsbeginn zu
einer Vollzirkulation gekommen wäre und sich der gesamte Wasser¬
körper bei einer Temperatur von 4° C hundertprozentig mit Sauer¬
stoff sättigen hätte können (21.000 kg pro See). Die unzureichende
Auffüllung des Sauerstoffvorrates ist einerseits darauf zurückzu¬
führen, daß die herbstliche Durchmischung nur bis 16 m Tiefe reichte,
also ein Drittel der Maximaltiefe des meromiktischen Sees (oder
14% seines Volumens) von der Umwälzung nicht erfaßt wurde,

7 * 99