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Untersuchungen an Blockströmen der Ötztaler ...
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Abhandlungen des Geographischen Instituts der Freien Universität Berlin
Sonderdruck aus Band 5: Geomorphologische Abhandlungen

Untersuchungen an Blockströmen der Utztaler Alpen

Von
WOLFGAN G PILLEWIZER

Mit 3 Kartenskizzen, 3 Abbildungen und
2 Diagrammtafeln

Rodc-Streams in the Ötztaler Alpen

From 1938 to 1955 the movement of some rock-
streams or rock-glaciers in the ötztaler Alpen, Tirol,
was determined by means of photogrammetry. These
rock-streams are situated in an altitude of
24002700 m, originating from Valleys and cirques
which in some cases contain small glaciers. The rock-
stream in the Äußere Hochebenkar comes from a
cirque without any recent glacier. The rock-streams
are shaped like a glacier, the longest tongues f ormed
by rocks are 600700 m in length. At the iipper end
of two rock-tongues a velocity of 0,75 m/year was
measured during a period of 17 years. The velocity
increases downwards; in its medium part the Hoch-
eben-rock-glacier has a velocity of 1,501,60 m/year
whilst its front is moving with a velocity of 3—4 m/
year. A repeated mapping showed that the Hoch-
eben-rock-glacier is advancing with a velocity of
about 4 m/year. Other rock-glaciers are advancing
with a velocity of lm/year; in these cases the tongues
are 250300 m in length. It is supposed that the rock-
streams of the ötztaler Alpen have been formed
in the 17th or 18th Century, when large rock masses
feil over small glaciers of the „Fernau-Stadium".
Since that time the ice of these glaciers has been
protected by a thick layer of rodcs, the weight of
which causes the slow movement of these rock-
streams which are supposed to contain ice of the
„Fernau-Stadium" below the rocks.

Einleitung

Die frischen Moränenmassen der Gletscher-
hochstände des 19. Jahrhunderts erfüllen
allenthalben Kare und Hochtäler in der Um¬
gebung der heutigen Alpengletscher. Vielfach
zeugen schön ausgebildete Endmoränenbögen
in eisfreien Karen von kleinen Gletschern, die
dort vor 100 Jahren noch bestanden haben. Im
Bereich dieser weit verbreiteten, rezenten
Gletscherablagerungen finden sich in verschie¬
denen Teilen der Alpen und in anderen Hoch¬
gebirgen Blockmassen, die durch ihre Form
auffallen: Sie besitzen die Gestalt von Glet¬
scherzungen und entspringen häufig aus voll¬

kommen eisfreien Karen oder aus wenig akti¬
ven Firnbecken, von wo sie weit in schutt¬
freies Gelände vorstoßen. Diese Blockzungen
zeigen äußerlich kein Eis; ob in ihnen ein
Kern von Gletschereis enthalten ist, wurde
bisher noch nicht geklärt.

Schon zu Anfang dieses Jahrhunderts wur¬
den im amerikanischen Felsengebirge 1 und in
Alaska 2 ähnliche, „Rock Glaciers" genannte
Erscheinungen beobachtet.

E. de Martonne berichtete ^920 von „Block¬
gletschern", die er im Doisental beobachtet
hatte 3 und um dieselbe Zeit fanden die ersten
eingehenden Untersuchungen an solchen Block¬
zungen statt 4 . Es handelte sich um mehrere
Blockströme von der geschilderten Gletscher¬
form, die mit etwa 700 m Länge einige Täler
des Schweizerischen Nationalparks im Enga-
din erfüllen. A. Chaix aus Genf nahm die
Blockzungen im Val Sassa und im Val dell'
Acqua großmaßstäblich topographisch auf und
stellte mit Hilfe von Steinlinienmessungen
fest, daß sich die Mittelteile der Blockgletscher
mit ungefähr 1 m Jahresgeschwindigkeit tal¬
wärts bewegen, während die Randpartien ge¬
ringere Geschwindigkeit besitzen. Damit war
erstmals der Nachweis gelungen, daß sich diese
Gebilde bewegen.

1 E. Ho-we: Landslides in the San Juan Mts. Colo.
U.S.Geol.Surv. 67, 1909, Profess. paper.

2 St. R. Capps, jr.: Rock Glaciers in Alaska. Jour¬
nal of Geology XVIII, 1910, S. 559—375.

J. B. Tyrell: Rock Glaciers or Chrystocrenes.
Ebendort S. 549.

3 Em. De Martonne: Le röle morphologique de la
neige en montagne. La Geographie, 34, Paris 1920.

4 A. Chaix: Coulees de blocs (Rock-glaciers, Rock-
streams) dans le Parc national d'Engadine. Archives
des sciences physiques et naturelles, 5. Reihe, 5. Bd.
Genf 1923.

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