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Zur nivalen Moosflora der Ötztaler Alpen (Ti... (1954)
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h. pitschmann und ii. reisigl

Als Folge der Massenerhebung der Ostalpen im Bereich der Ötztaler
liegen die Vegetationsgrenzen höher als in östlichen Teilen (Hohe Tauern).
Die Besiedlungsmöglichkeiten werden durch das kontinentale Klima
(Vent 707 mm., Obergurgl 824 mm. Jahresniederschlag) begünstigt.
Ausserdem ist die Südseite des Hauptkammes vom Vintschgau her an
vielen Orten bis auf die höchsten Gipfel schneefrei (Similaun 3.606 m.,
Hochwilde 3.482 m., Hinterer Seelcnkogel 3.472 m.).

Die dem Hauptgestein der inneren Ötztaler Alpen (Biotitplagio-
klasgneise mit kleineren Vorkommen von Hornblende- und Chlorit-
schiefern im Gebiet von Vent) entsprechenden sauren Böden bedingen
eine relativ arme Vegetation, nur im Bereich des Schneeberger Zuges
(Gurglerkamm) finden sich Granat- und Kalkglimmerschiefer mit
Einlagerungen von Marmor, und dementsprechend reicherer Flora. Den
Hauptkamm der nördlichen Ortleralpen baut die sog. Ortler-Trias
auf, Kalke, Kalkschiefer u. bankige Dolomite (Ortlerdolomit — Haupt¬
dolomit). Nach oben schliesst das Mesozoikum mit sicheren Rhät-
schichten ab.

H epatic,e :

Preissia quadrata (Scopoli) Nees.

Auf von Schmelzwasser durchtränktem Feinschutt unter Blöcken.
Felsrippe im Rotmoosferner (Granatglimmerschiefer), 3.080 m.
Höchster Fundort in den Alpen.

Grimaldia rupestris (Nees). Lindenbg. Diese neutrophile bis schwach
basiphile (im Gebiet stets über Kalk-oder Granatglimmerschiefer) Mar¬
chantiale ist mit Recht als eurythermste der Alpen bezeichnet worden
(Garns 1938). Ihre vertikale Verbreitung reicht vom Alpensüdfuss bis
3.400 m. (Bisher höchster Fundort einer Marchantiale in den Alpen).
Im Gebiet häufig vergesellschaftet mit Clevea hyalina. Diese Fundorte
lassen neben einer Einwanderungsrichtung über den Brenner (Garns
1938) eine zweite aus dem Vintschgau über den Ötztaler Kamm erkennen.
An offenen Stellen zwischen Silene acaulis und Saxifraga bryoides
Polstern, in geschützten Felsnischen der Ostflanke des Hinteren Spiegel¬
kogels 3.400 m. und zusammen mit Clevea hyalina an ähnlichen Stand¬
orten am Jöchl zwischen Liebener Spitze und Heuflerkogel 3.210 m.
(det. K. M üller).

Clevea hyalina (Sommerf.) Lindb. Mit Grimaldia rup. zwischen
Dikotylen-Polstern am Jöchl zwischen Liebener Spitze und Heuflerkogel
3.210 m. (Südseite). Unter Amphibolitblöcken auf der Felsrippe im Rot¬
moosferner ca. 3.000 m.

Sphenolobus minutus (Crantz) Stephani. In schattigen Felsspalten
und Glimmerschieferblöcken auf der Südseite des Festkogels, 3.030 m.
Ziemlich selten.

Sphenolobus politus (Nees) Stephani. Auf Feinschutt unter Felsblöcken
an der Südseite des Hinteren Seelenkogels 3.470 m. Im Gebiet nur hier
beobachtet.

Lophozia alpestris (Schleicher) Evs. Marzell-Kamm 3.145 m. (leg. G ams).
Tritomaria quinquedentata (Hudson) Buch. In Felsspalten an der
Ostflanke des Hinteren Spiegelkogels 3.400 m. (Höchster Standort in
den Alpen). Eurythermes Lebermoos, in der Ebene häufig auch an
•Bäumen, (det K: M üller).