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Sagen aus Vent
Einige Venter Sagen sind festgehalten von O. Stolz, s. /9/:
Jäger im Hintereis — Drei wilde Fräulein am Ferner — Die verfluchte Alm — Die
Niederjochler — Das Wilde Mandl — Der weiße Schindwurm — Der Doris —
Das feurige Roß — Friedl mit der leeren Tasche.
Die Wildheit der Eisgebirge und die einsame Lage der Siedlungen am Rande
der Gletscher hat seit jeher die Einbildungskraft der Menschen zu Erzählungen
und Sagen angeregt. So handeln die Sagen von dämonischen Kräften bei der Ent¬
stehung, Bewegung und Spaltenbildung der Gletscher in Verbindung mit dem
Schicksal der Menschen in ihrer Verstrickung von Schuld und Sühne.
Den Sagen folgten in neuerer Zeit auch Dichtungen, z.B. zwei Novellen über
„Die Rofner Tochter" und der Roman „Die Geierwally", welcher ebenfalls ins
Venter Gebiet führt.
Die heutigen Wanderer auf Bergen und Gletschern glauben wohl kaum an dä¬
monische Kräfte unter dem Eise, doch zollen sie den Eisgebirgen — neben aller
Bewunderung für die Naturschönheiten — auch den nötigen Respekt. So kann
man es jedenfalls den Erzählungen der Hüttengäste entnehmen, wenn man auf ei¬
ner der schönen Tiroler Hütten übernachtet und abends Teilnehmer einer frohen
Runde ist /19/.
Eine humorvolle Betrachtung der Gletschervorstöße lieferte Rud. Reschreiter
um 1911, Bilder 10 — 12. Man sieht auf den sieben farbigen Darstellungen, deren
drei letzte hier wiedergegeben sind, das Vorstoßen und Zurückweichen von
Vernagt- und Guslarferner, als wenn ungeheuerliche „weiße Schindwürmer" den
Professor Sebastian Finsterwalder bedrängen. So jedenfalls sieht es der Zeichner
als Wachtraum zwischen 11.60 und 12.00 Uhr! Reschreiter hat das Verdienst,
nach Fotos aus den Jahren 1889 bis 1910 einheitliche farbige, exakte Zeichnungen
der vorstoßenden und zurückweichenden Gletscher um die Hintergrasl-Spitze an¬
gefertigt zu haben. Diese Reschreiter-Serien und ebenso die heitere sagenhafte Se¬
rie sind im Alpenmuseum in Innsbruck zu besichtigen. Dort befinden sich auch
Modelle des vom Vernagtferner gestauten Eissees im Rofental sowie viele interes¬
sante Erinnerungsstücke aus dem Beginn des Alpinismus.
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