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Neues zur Tierwelt des Ewigschneegebietes - ... (1962)
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Sonderdruck aus

Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaffm Wien" f96>2 XAoS3/{
Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig K.-G., «Lotpn

60. Hannes An der Lan: A. bellen.«u« dem Institut

für Zoologie

. der Universität Jnnsbruck
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Neues zur Tierwelt des Ewigschneege

(Mit 2 Abbildungen)

In Höhen von 2700 m und darüber stoßen wir auf zwei Großbiotope unter
extremen Klimabedingungen: das schneebedeckte, im Sommer teilweise schnee¬
freie Gletschereis und die Felsregion mit Erdreich. In Höhen über 3000 m wird
das Erdreich meist spärlich und ist noch höher schließlich nur mehr dort anzu¬
treffen, wo Pflanzenpolster in der Lage sind, in solche Höhen vorzudringen.

Das Gletschereis mit und ohne Schneebedeckung ist .der Lebensraum des
bekannten Gletscherflohes, Isotoma sallans Nie. Durch die Arbeiten Steinbocks
(1931, 1936, 1939), Schallers (1960) und An der Lans (1961) wissen wir
heute vieles über die Lebensweise dieses zu Millionen und aber Millionen dort
vorkommenden Springschwanzes.

In den Sommermonaten halten sich die Tiere bei Strahlungswetter an der
Schneeoberfläche oder auf der ausgeaperten Gletscheroberfläche auf und sind
dort in ständiger Bewegung. Bei Altschnee kriechen sie an die Oberfläche des
Firnes, laufen dort umher und ziehen sich wieder in das Lückensystem des
Firnes zurück. Es hat den Anschein, daß ihnen länger dauernde direkte Sonnen¬
einstrahlung nicht angenehm sei. Bei Wind und Schlechtwetter bleiben sie in
tieferen Schichten des Altschnees. . . .

An der im Sommer schneefreien Eisoberfläche sind Gletscherflöhe nur wenig
zu finden, was auch wieder dafür spricht, daß ihnen direkte Sonneneinstrahlung
auf die Dauer unangenehm ist. Wohl sind sie aber in großer Zahl in den die
Gletscheroberfläche nach allen Richtungen durchziehenden feinen Rissen und
Spalten zu. finden, die sich selbst wieder zu kleineren, auch größeren Hohl¬
räumen erweitern können. In solchen Hohlräumen fand STEINBOCK Isotoma
saltans, nach Aufhacken des Eises, „nesterweise" zu Hunderten beisammen, teils
in Tiefen von 20 bis 30 cm unter der Eisoberfläche (siehe Steinbock 1939,
Abb. 5). Auch meine eigenen Beobachtungen in der ötztaler Gletscherwelt
brachten immer dasselbe: Isotoma hält sich am schneefreien Gletscher in den
obersten Eisschichten auf oder unterhalb von größeren, an der Oberfläche stets
vorhandenen Gesteinsbrocken. An der Eisoberfläche selbst ist er nur vereinzelt
anzutreffen.

Seine Nahrungsgrundlage ist der auf der Gletscheroberfläche stets reichlich
vorhandene Kryokonit, jener dunkle bis schwarze ..Staub", der zu einein Gro߬
teil aus pflanzlichen Detritus und Pollen (vorwiegend Coniferen-Pollen) besteht
und vom Wind in diese Regionen verfrachtet wird. Diese Nahrungsgrundlage
steht ihm das ganze Jahr zur Verfügung, auch im Winter.

Im Winter halten die Gletscherflöhe keine Ruhe. Wie die Untersuchungen
am Jamtalferner (Silvretta) und in den ötztaler Alpen gezeigt haben, leben sie
in jener 10 bis 15 cm hohen, meist aus Schwimmschnce besiehenden Grenz-

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