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Neues zur Tierwelt des Ewigschneegebietes - ... (1962)
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674 Plannes An der Lan

schichte zwischen der winterlichen Schneedecke und. der Eisoberfläche (An der
Lan 1961).

Was sie im. Hochgebirgsfrühjahr veranlaßt, durch den Altschnee hindurch
sich an die Oberfläche des Firns zu begeben, ist bis heute unbekannt. Schaller
vermutet (nach seinen Ausführungen während der Tagung der Deutschen Zoo¬
logischen Gesellschaft in Wien, 1962), es sei das Licht, das eine Reizwirkung
ausübe. Dies könnte nur dann der Fall sein, wenn die Tiere physiologisch in der
Lage sind, auch minimalste Lichtmengen wahrzunehmen. Neueste Untersuchun¬
gen in dieser Hinsicht zeigen nämlich folgendes: Bei lichtdurchlässigstem Schnee
das ist frisch gefallener Pulverschnee, beträgt der Lichtwert in 1 m Tiefe nur
mehr 1CM 3 des Ausgangswerles an der Oberfläche und bei Altschnee gar nur
mehr ICH 4 der an der Oberfläche meßbaren Werte (Ambach 1959). Daß derart
niedrige Werte — und dies schon nach einer Schneemächtigkeit von nur einem
Meter — noch einen Reiz auslösen sollten, halte ich nicht für möglich.

Bei schneefreiem Gletschereis liegen die Werte für Lichtdurchlässigkeit
wesentlich günstiger, so daß auch die in 30 cm Eistiefe sich aufhaltenden Tiere
(vielleicht sogar noch tiefer) genügend Licht erhalten. Ambach (1958) sagt
darüber: „Für grobe Abschätzungen kann angenommen werden, daß in der
Oberschicht (015 cm) von einem Zentimeter Eis im Mittel etwa 89% der auf¬
tretenden Strahlung durchgelassen und 11% absorbiert werden. In tieferen
Schichten (z > 15 cm) werden pro Zentimeter Eis 98,2% durchgelassen und
1,8% absorbiert."

. Seit jeher interessierten die Temperaturverhällnisse, denen diese Tiere aus¬
gesetzt sind bzw. welche Werte für sie die optimalen sind. Steinbock (1939)
hat als erster Versuche angestellt, um den für sie günstigsten Bereich zu ermit¬
teln. Dabei machte er die überraschende Feststellung, daß mit abnehmender
Temperatur (von 0 Grad abwärts) mehrere kritische Punkte auftreten, bei denen
Starre eintritt, aus der sie aber sofort erwachen, wenn die Temperatur nur um
wenige Grade erhöht wird, überlebende Tiere vertragen dann noch tiefere Tem¬
peraturen. Steinbock ging bis —19°. Das Hauptergebnis seiner Temperatur¬
versuche ist aber, daß Temperaturen um 0° bis —4° als die günstigsten für den
Gletscherfloh angesehen werden können.

In neuerer Zeit hat Schaller (1960) ebenfalls Untersuchungen angestellt,
um die Temperaturansprüche bzw. die Vorzugstemperatur des Gletscherflohes
kennenzulernen. Schaller brachte die Tiere in eine von +1° bis +22° rei¬
chende Temperaturorgel, wobei er sie in die Mitte dieses Bereiches setzte, und
stellte dann nach einiger Zeit fest, daß die überwiegende Mehrheit sich bei 4 1°
bis +2° einfindet. Schaller kommt auf Grund seiner Versuche zu dem Schluß,
daß ihre Vorzugstemperatur unterhalb +3° liegt.

Glaziologische Untersuchungen in jüngster Zeit (Ambach 1961) lassen tem¬
peraturmäßig den Lebensraum des Gletscherflohes heute genau charakterisieren.
Und diese Untersuchungen bestätigen voll und ganz die von Steinbock ge¬
machten Beobachtungen und Messungen, wonach der Bereich um 0° bis —4°