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Die Bedeutung meteorologischer und kleinklim... (1955)
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Sonderabdruck SSfc £n¥fler ünü JLeiben", Jahrgang 7, Heft 811.

Die Bedeutung meteorologisdier und kleinklimafisdier
Unterlagen für Aufforstungen im Hodigebirge.

Von H. Aulitzky, Innsbruck.

Das Absinken der oberen Wald- und Baumgrenze in den Alpen hat
allein in Tirol bis heute zur Entstehung von ungefähr 2000 Lawinenanbruchs¬
gebieten geführt, die vom Weichbild der Landeshauptstadt angefangen bis in
die hintersten Täler hinein direkt die menschliche Existenz zu bedrohen ver¬
mögen und von denen infolge der hohen Kosten nur einige wenige ver¬
baut sind, bzw. sich verbauen lassen. Es deutet jedoch manches Anzeichen
darauf hin, daß fast 2/3 dieser 2000 Lawinen innerhalb einer zwar extremen,
aber doch möglichen Aufforstungszone abbrechen. Alle Untersuchungen auf
den beiden Taleinhängen des Obergurgler Stationsnetzes von 18002400 m
Seehöhe sollen eine Aufforstung dieser Höhenlagen innerhalb des kontinen¬
talen, zentralalpinen Gebietes unter ökonomischen Bedingungen sicher¬
stellen und damit den Lawinenabbruch verhindern. (8), (11). Es handelt
sich bei dieser Aufgabe um eine äußerst komplexe Fragestellung, bei der
neben bodenkundlichen, mykologischen, physiologischen und anthropogenen
Einflüssen klimatische Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Schon
Altbäume und Altbestände sind ja in Hochlagen den Angriffen klimatischer
Faktoren in besonderem Maße ausgesetzt, wie der zerzauste Habitus der
Wetter-Zirben, -Fichten und -Lärchen etc. immer wieder beweist; für die
jungen Pflanzen eines neuzubegründenden Bestandes nimmt diese mannig¬
fache Gefährdung aber noch zu, da bei fehlendem Altholz- bzw. Vegetations¬
schutz das Pflanzloch selbst unter oft ungünstigsten Bedingungen zur „tätigen
Oberfläche" wird und die Jungpflanze in ihrem anfälligsten Jugendstadium
den Faktoren Wind, Schnee und Strahlung schutzlos ausliefert. Während
längst Kenntnisse über die großräumige Verteilung klimatischer Meßwerte
zur Interpretation der forstlichen Wuchsgebiete verwendet wurden und, auf¬
bauend auf den Lufttemperatur- und Niederschlagsmeßwerten, die Begiffe
der hygrischen Kontinentalität (Garns) und der 10° C-Juliisotherme (6, 12,
13, 16, 17) eine grobe Kennzeichnung der Verhältnisse an der Waldgrenze
gestatten, liegen nur wenige autökologische Untersuchungen aus diesen Hö¬
henlagen vor, die für den Fall einer Aufforstung Aufschluß darüber geben
könnten, warum Jungwuchs z. B. die eine Fläche dicht zu besiedeln vermag
und wenige Meter oder Dezimeter daneben fehlt. Hier haben wir es eben in¬
folge des direkten Einwirkens verstärkter klimatischer Faktoren mit großen
ökologischen Gegensätzen auf engstem Räume zu tun, deren gesetzmäßige
und mosaikartige Vielfalt kennzeichnend für die Region der Kampfzone ist.
Eine jedesmalige Aufnahme dieses kleinflächigen Boden-Vegetations- und
Klimamosaiks für praktische Zwecke wäre nicht möglich, es hat daher Ziel
der laufenden Versuche zu sein, die kausalen Zusammenhänge analytisch zu
erfassen und ein allgemein gültiges Verteilungsgesetz, gebunden an dem Prak¬
tiker geläufige Merkmale, abzuleiten. Das natürliche Auftreten von Pflanzen
und Pflanzengesellschaften wird nun vor allem von den flächenhaft-räum-
lichen Verteilungsgesetzen der Pflanzenzonation und -Sukzession bestimmt. -

Bei den beiden genannten Arten von Verteilungsgcsetzen handelt es sich
meist um das Auftreten wirksamer Faktorenbündelungen, innerhalb deren

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