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Interessante Beobachtungen bei nächtlichen L... (1949)
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unseres abendlichen Lichtfangs vorbei. Nun wollten wir einmal den
Platz bei Tageshelle besehen. Beim Näherkommen flog eine Anzahl
von Vögeln ab. Nicht eine Spur von den am Vorabend in „Notwehr"
gemordeten gamma-Faltern war mehr zu sehen. Wohl aber war alles
von Vogelkot beschmutzt. Am frühen Morgen hielten Bergfinken,
Rotschwänzchen und andere gefiederte Feinschmecker einen will¬
kommenen Festschmaus. So hatten wir wenigstens kein so schlechtes
Gewissen! Wie schnell diese Vögel mit den toten Faltern aufgeräumt
hatten, war staunenswert.

Das Wetter am 2. Abend war etwas schlechter. Untertags regnete
> es zeitweilig und gegen Abend fiel dichter Nebel ein, der nur ein
paar Schritte Sicht gewährte. Wir gingen aber neugierdehalber trotz¬
dem los; wir wollten sehen, ob alle meine bisherigen Wahrneh¬
mungen wieder eine Bestätigung finden würden.

Nach vollkommenem Einbruch der Dunkelheit lichtete sich zeit¬
weilig der dichte Nebel und es hellte sich für kurze Zeit auf. Wir
zündeten schon um 9 Uhr, trotzdem wieder dichter Nebel war, un¬
sere Lampen an und harrten des Kommenden. Unsere Schatten
nahmen im vorbeiziehenden Nebel ganz gespenstische Formen an.
Um 10 Uhr hellte es etwas auf und wir sahen für kurze Zeit die
Sterne durchblicken. Dann zogen wieder in unregelmäßigen Zeit¬
abständen Nebelschwaden vorbei und verlegten uns den herrlichen
Blick auf die von funkelnden Sternen erleuchteten Gletscherbrüche
und Firngipfel. Es war kühler und windiger als am vorhergehenden
Leuchtabend. Der Anflug in den nebelfreien Zeiten war auch viel
schwächer. Die Artenzahl der anfliegenden Lepidopteren war so
ziemlich die gleiche. Dazu kamen noch: Einige <3 6 von Dasychira
fascelina L., var; alpina Kitt., mehrere frische Gnophos zelleraria.
Frr., var. teriolensis Müller (53,1 6 von Arctia flavia Füssl. und
merkwürdigerweise 1 frisches <3 von Deilephila galii Rott.

Die am vorhergehenden Leuchtabend so auffälligen Massenflüge
von Plusia gamma L. und Agrotis ypsilon Rott. wiederholten sich.
Wir mußten wieder einen erbitterten Kampf gegen die ununter¬
brochen anstürmenden Gamma-Falter führen. Mit jedem noch so
kurzzeitigen Verschwinden des Nebels trat auch im Anflug der
beiden Arten eine Ruhepause ein.

Es waren wieder viele Hunderte von Faltern (80 v. H. gamma und
'20 v. H. ypsilon) die trotz Nebel und Kälte zum Licht kamen.

Untertags sahen wir während unseres achttägigen Aufenthaltes in
diesem Gebiet kaum eine Gamma-Eule!

Interessant ist, wie ungleich die Tiere sich beim Anflug zur Licht¬
quelle verhalten. Während z. B. Plusia gamma L. ungestüm an¬
gewirbelt kommt, '„schleichen" andere, wie gerade Agrotis eulmini-