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Die Bauernarbeit im Oetztal einst und jetzt (1995)
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Volksschule in Oetz und der Landwirtschaftsschule Rotholz kei¬
nerlei Schulbildung genossen hat und bis zu seinem Tod Bauer
geblieben ist. Und doch sind u.a. die Universitätsprofessoren
Hermann Wopfner, Otto Stolz und Gustav Sauser oft zu ihm
gekommen und haben ihn und sein Wissen sehr geschätzt.
Gstreins Bücher hat Wopfner unter Nr. 185 und 186 im Literatur¬
verzeichnis zu seinem Bergbauernbuch (1. Lieferung, Innsbruck
1950) angeführt.

Der Hausname von Gstreins Hof in Oetz, den heute sein Enkel
August bewirtschaftet, lautet "Sölder", weil der Großvater des
Autors, Andreas Gstrein (geb. 1815) im Jahr 1861 mit seiner
Familie von Sölden ("auf der Pitze") nach Oetz kam und diesen
Hof kaufte. Der Vater des Autors, Kajetan Gstrein, 1850 noch in
Sölden geboren, war mit der Oetzerin Agnes, geborene Kuen
(geb. 1848) verheiratet. Das älteste Kind aus dieser Ehe war Franz
Josef.

Als Bub war er beim Schießstand "Auzoager" (Anzeiger), danach
Schreiber. Durch diese Tätigkeit war sein Gehör derart geschädigt,
daß er in späteren Jahren fast nichts mehr hörte. Sein Sohn August
oder seine Tochter Agnes mußten ihn deshalb meistens begleiten,
wenn er in den "Widnhäusern" (Pfarrhöfen) des Oetztales die
alten Schriften in den Kirchenarchiven durchforschte und ab¬
schrieb.

Gstrein war ein sehr naturverbundener Mensch. Seine Familie
erzählt: "Er ist sehr gern in den Bergen gewandert. Oft ist er mit
zwei oder drei Laibelen Brot in die Acherbergalm hinauf zur
Quelle ("ban kaltn Wasserle") und dort hat er dann geschrieben.
Im Sommer ist er immer an den Sonntagen bei Schönwetter auf
den Ersten und Zweiten und Dritten gegangen (so werden die drei
Karköpfe bei Oetz genannt), aber auch andere Berge, wie zum
Beispiel die Wildspitze (3768 m) und den Similaun (3599 m) hat
er mit seinem Baider Andreas bestiegen. Von Kirschen- und
Zwetschkenbäumen hat er immer Pech geklaubt und hat es
gekaut, auch Kranewittbeeren (Wacholder). Von diesem Pech hat
man damals auch Salben gemacht als Zugsalbe."
Gstreins Tochter Agnes (geb. 1922) schreibt 1994 über ihren Vater:
"Mein Vater war in der Schule der beste, alles Einser hat er gehabt,