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Die Gletscher des Vernagtthales in Tirol und ihre Geschichte (1846)
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Ferners an dle Seite gestellt werden. Dort trifft man je¬
doch diese Erscheinung ^,nur au Stellen, wo die Unterlage
stark geneigt ist, oder der Gletscher rasch sich biegt. Hier
hat die Thalsohle, auf welchen der Ferner liegt, nur eine
Neigung von 12 bis 24 Graden, und der Eisstrom zieht
durch ein kaum merklich gebogenes Thal herab. Jenseits
des Fernerendes breitete sich der See aus. Seine Ober¬
fläche erstreckte sich von einer Thalwand zur andern, und
ging eine Viertelstunde weit zurück. Große Eistrümmer
schwammen auf derselben herum, und wurden vom Winde
thaleinwärls getrieben.

Mau mnßtc sich erst allmalig an den Anblick dieser
Scene gewöhnen, um das Einzelne würdigen zu können.
Seine Exccllenz stiegen nach kurzer Nuhe über die Schichten¬
köpfe des Schiefers, der unter einem Winkel von 6970"
gegen Südwest fällt, den Plattciberg hinan, um auch den
obern Thcil dieses Ferners übersehe» zn können. Die Schich¬
ten sind oft durch tirfc Spalten von einander getrennt, wel¬
che gleich den Schrunden eines Gletschers umgangen wer¬
den mußten. Diese Ablösung der Schichten bewirke der Fer¬
ner, meinten die Vaucrn. Sie haben wohl nicht unrecht,
wenigstens wird das zwischen die Schichten eingedrungene
Wasser, und dessen Gefrieren die Ursache davon sein. Von
der Höhe des Plattcibcrgcs 5220 W. F. bieten die Firn-
karc, und der Rofenthalcr- nnd Hochvcrnagtfcrner wenig
Verschiedenheit vom Zustande anderer Gletscher, und die
Ncgion der zahllosen Schrunde beginnt erst an der Vereini¬
gung der beiden Gletscher. Seine Eicellenz kehrten mit dem
größten Theile der Gesellschaft über die Weiden des Plattei-
bcrgcs zurück, und überließen die wcitcrn Untersuchungen
.den Mitgliedern der technischen Kommission.

Diese stiegen daranf den Platlcibcrg hinan, um die
Wiege, aus der dieser Koloß hervorgegangen, ,,: der Nä¬
he kennen zu lernen, und lagerten eitic halbe Stunde
unter der Knppe am Abhake gegen das Vernagtthal. Das